Als ich am Nachmittag des 2. Juni 1967 auf dem Nachhauseweg von einer Universitätsklinik in einem Düsseldorfer Arbeiterviertel in die Straßenbahn umstieg, fiel mir eine Gruppe älterer Leute auf, in der eine ziemlich heftige Auseinandersetzung geführt wurde. Ein Name fiel mehrfach, und dann hieß es immer: ,Dazu können wir nicht das Maul halten’. Und: ,Max muß dazu was sagen’. Noch vor der Straßenbahn löste sich die Gruppe auf. Zuhause, bei den Nachrichten, begriff ich schnell, worum es bei der Debatte der KPD-Zelle gegangen war. Benno Ohnesorg war in WestBerlin bei einer Demonstration gegen das iranische Schah-Regime von einem Polizisten erschossen worden. Die Tragweite des Ereignisses war klar. Die KPD-Zelle hatte nicht ohne Grund fast-öffentlich getagt. Sie war lediglich Teil hektischer Aktivitäten, die noch am gleichen Abend in Gang kamen. Leute, die oft jahrelang nebeneinander gewohnt hatten, ohne sich kennenzulernen, vereinbarten innerhalb von Minuten langfristige Initiativen. Politische Zirkel, die hoffnungslos dahin vegetiert hatten, reaktivierten sich.

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