Ausgabe: 1 aus 2008, 58. Jahrgang
In dem Maße, in dem in der aktuellen Krise das Vertrauen der Bevölkerung in ihre Institutionen schwindet, scheint das der Linken in ihre zu steigen: Die materialistische Kritik der politischen Ökonomie erfährt erneute Bestätigung ihrer Theorie der gesetzmäßigen Krisenhaftigkeit des Kapitalismus. Gewiss steht diese Einsicht am Beginn einer linken Reflexion über Krisen, was aber nicht heißt, dass es auch deren Ende und letztes Wort wäre und dass es nichts vor der Reflexion gäbe. So liegt die Bedeutung der Theorie der Krise für die Linke in ihrer kritischen Absicht, die sich nicht darin erschöpft der Doxa der bürgerlichen Ökonomie die Unhaltbarkeit ihrer Harmonieannahmen theoretisch um die Ohren zu hauen: Die Maschine muss nicht einfach häufiger gewartet werden, sondern hat einen grundlegenden Konstruktionsfehler. Aber vor allem ist die marxistische Kritik - und darin liegt ihre ganze Emphase - Ausdruck der Individuen, die von der Krise des Kapitals in Mitleidenschaft gezogen wurden, der Ausdruck, der nicht Kollateralschäden bemängelt oder Schadensregulierung fordert, sondern derjenige, der die bloße Tatsache der Mitleidenschaft in Frage stellt.