Das Lied »Mir lebn ejbig«1 wurde 1943 im Wilnaer Ghetto komponiert und aufgeführt. Ab August desselben Jahres wurden die noch lebenden 24.000 Menschen in Konzentrationslager deportiert, im September wurde das Ghetto aufgelöst. Der Autor Lejb Rosenthal, 1916 in Wilna geboren, machte sich im Ghetto einen Namen als Autor von Theaterrevuen und Musikstücken. »Mir lebn ejbig« zählt zu seinen bekanntesten Stücken, später wurde es von Esther Bejarano, Nizza Thobi sowie dem Ernst-Bloch-Chor interpretiert. Auch eine Übersetzung von Wolf Biermann ist bekannt. Nach der Liquidierung des Wilnaer Ghettos wurde Rosenthal in das in Estland gelegene KZ Klooga verschleppt. Rosenthal überlebte die Shoah nicht. Sein Werk ist geblieben und seine Botschaft sehr deutlich: »Mir lebn ejbig! Mir sajnen do!«.2

Mir lebn ejbig (jiddische Originalversion)

Mir lebn ejbig! Ess brenta Welt!
Mir lebn ejbig on a Groschn Geld.
Un oif zu pikeness di ale Ssonim,
wos wiln uns farschwarzn unser Ponim.
Mir lebn ejbig. Mir sajnen do,
mir lebn ejbig in jeder Sho!
Mir weln leben un der leben,
schlechte Zejten ariberlebn.
Mir lebn ejbig! Mir sajnen do!

Wir leben ewig (deutsche Übersetzung)

Wir leben ewig! Es brennt eine Welt!
Wir leben ewig ohne einen Groschen Geld.
Allen Feinden zum Trotz.
Die uns anschwärzen.
Wir leben ewig, wir sind da.
Wir leben ewig in jeder Stunde.
Wir wollen leben und erleben.
Und schlechte Zeiten überleben.
Wir leben ewig! Wir sind da!