Ohnmacht.

Ein Gefühl das ich nur aus der Theorie kannte. Aus dem Studium, aus Büchern, aus Filmen. Doch seit einigen Monaten ist es ein Gefühl das ich nur zu gut kenne. Es kam plötzlich und seine Präsenz löschte alle anderen Gefühle: Es begleitete mich ständig und ließ sich nur schwer bezwingen. Es stellte sich ein nach dem Gefühl der Wut.

Dieser unbeschreiblichen Wut, die mich erfasste, wenn ich Nachrichten über die aktuelle europäische Flüchtlingspolitik las; wenn die Abschottung Europas mal wieder konkretisiert und verfestigt wurde: wenn Menschen in den Hintergrund rückten um Zahlen Platz zu machen; wenn Abschiebungen in vermeintlich ›sichere‹ Herkunftsländer geplant und vollzogen wurden, wenn die Meinung von Rechtspopulist_innen mal wieder der Menschlichkeit vorgezogen wurde…

Und als dann schließlich, mit der Kriminalisierung Festsetzung der privaten Seenotrettungsorganisationen, diese – meine – Wut ins Unermessliche stieg, in Verzweiflung umschlug und meine geballten Fäuste erschlafften und mir die Tränen in die Augen stiegen, da war sie da:

 

Die Ohnmacht.

Dieses Gefühl der Machtlosigkeit.

Der Schwäche und Leere.

Doch mit ihr kam auch die Erkenntnis. Es gibt nur zwei Möglichkeiten mit diesem Gefühl umzugehen:

Nachgeben oder Handeln.

Nachgeben, also die Machtlosigkeit akzeptieren und allem aus dem Weg gehen, das dieses Gefühl auslöst. Also verdrängen und vergessen.

Oder aber: sich die eigene Handlungsmacht zurückholen!

Mit jeder Demo, jedem aktivistischem Gespräch, jedem Austausch mit Gleichgesinnten, jedem Treffen mit der Gruppe, die ich mir gesucht hatte um (endlich!) aktiv zu werden, wurde die Leere Stück für Stück zurückgedrängt, wich das Gefühl der Ohnmacht mehr und mehr.

Zurück ist die Wut.

Die Wut die Kraft gibt zu kämpfen!

Für Ziele und Werte, die es wert sind, niemals aufgegeben zu werden!

Und deswegen: Lasst das Gefühl der Ohnmacht zu. Lasst es zu, ohne euch davon übermannen und lähmen zu lassen.

Erkennt die Ohnmacht als Zeichen der Unaufschiebbarkeit des Kampfes und werdet aktiv!

Holt euch eure Handlungsmacht zurück!

 

Theresa