»Hitler hat den Menschen im Stande ihrer Unfreiheit einen neuen kategorischen Imperativ aufgezwungen: ihr Denken und Handeln so einzurichten, daß Auschwitz nicht sich wiederhole, nichts Ähnliches geschehe.« (Theodor W. Adorno)

 

Auschwitz ist zum Synonym für den von Deutschen begangenen millionenfachen Massenmord geworden. In Auschwitz wurde systematische, staatlich organisierte Vernichtung von Menschen betrieben. Es lässt sich vom Zivilisationsbruch Auschwitz sprechen, um sich der historischen Dimension dieser Tat der deutschen Barbarei begrifflich anzunähern. Doch ist stets nur der Versuch einer Annäherung möglich. Letztlich bleibt eine Unfassbarkeit an Auschwitz als Fabrik des Todes.

 

Damit muss eine Ausstellung, die Bilder von Auschwitz zeigt, umgehen. Die hier gezeigte Ausstellung versucht bewusst nicht primär Bilder von Gewohntem zu zeigen; also keine Bilder zu produzieren, die bruchlos in den etablierten Erinnerungsdiskurs eingefügt werden können. Dieser Erinnerungsdiskurs ist zur Normalität geworden, zum Alltagsgeschäft und damit zum konsumierbaren Akt. In dieser instrumentellen Form des Umgangs wird Auschwitz seines Schreckens entledigt.

 

Stattdessen versucht diese Ausstellung auch Randständiges, Implizites, Besonderes zu zeigen und damit einen anderen Blick auf das alltägliche und unalltägliche Grauen in Auschwitz zu gewähren. Die Bilder haben einen notwendig subjektiven Charakter, der eine Wahrheit eigener Art zur Sprache bringt. Eine Wahrheit, die Besonderem, Nichtidentischem, scheinbaren Kleinigkeiten Platz einräumt. Diese Art des Umgangs versucht sich der Alltagsgeste zu entziehen, zu stören und aufmerksam zu machen für das Problem der ins alltägliche integrierten Erinnerungskultur. Auschwitz ist nicht alltäglich.

 

Im etablierten Erinnerungsdiskurs ist Auschwitz III – Monowitz unterrepräsentiert. Dieses Lager fällt aus der Erinnerung heraus, ist nicht Teil des »Staatlichen Museums Auschwitz«. Diese Ausstellung zeigt deshalb ganz bewusst Bilder von Auschwitz III, um zu zeigen, dass auch dort die Gegenwart Auschwitz spürbar ist.

 

Die hier gezeigten Fotos entstanden 66 Jahre nach der Befreiung von Auschwitz im Rahmen einer Studienfahrt. Gezeigt werden Bilder aus dem Stammlager, welches sich wenige Laufminuten von der Innenstadt Oświęcims befindet. Aus Birkenau, etwa 2 km Luftlinie vom Stammlager entfernt. Ebenso aus Monowice, einem Dorf unmittelbar angrenzend an das Industriegelände Buna-Monowitz. Monowitz war ein Arbeitslager, das vom größten deutschen Konzern seiner Zeit, der IG Farben AG, betrieben wurde. Diese beteiligte sich maßgeblich an der »Vernichtung durch Arbeit« genannten systematischen Ermordung von Menschen. Das IG Farben Werk Buna-Monowitz befindet sich 753 km von der ehemaligen IG Farben Konzernzentrale im Poelzig-Ensemble in Frankfurt am Main. Heute befindet sich dort die Goethe Universität.

 

Lisa Gehrlein, Nikolas Lelle, Tobias R. L. Schmitz, Marie Schulz-Triebe