Rechtzeitig zu seiner Mitgliederversammlung in Heidelberg brachte der VDS eine Schrift zur „Studienreform 1965“ heraus.

Verfasser des über 160 Seiten starken Werkes sind Heinz Theodor Jüchter und Wolfgang Heinz, als langjährige Mitarbeiter des VDS zwei der profiliertesten Kenner der Materie. Ihre Schrift, die, neben einer kurzen Schilderung der gegenwärtigen Diskussion um die Studienreform und einen Ausblick auf ihre Zukunft aus studentischer Sicht, auch eine ausführliche Dokumentation enthält, war kaum zwei Wochen erschienen, als der Generalsekretär der WRK, Herr Dr. Fischer, die Öffentlichkeit mit der Nachricht schreckte, der Präsident der WRK sehe sich nicht in der Lage, die Arbeit im ständigen Ausschuß für Studentenfragen (der WRK und des VDS) fortzusetzen. Dem VDS wurde vom Präsidium der WRK durch deren Generalsekretär vorgeworfen, einfachste und unerläßliche Methoden wissenschaftlicher Arbeit vernachlässigt zu haben, und zwar durch: „Parteiliche Auswahl und Unterdrückung von Dokumenten, einseitige Kommentierung, Vernachlässigung der Chronologie und oberflächliches Quellenstudium“ Dieser wütende Angriff gegen die Kritik an der von den Professoren verschleppten und von der WRK durch administrative Maßnahmen — sprich Immatrikulationsbefristung — ersetzten Studienreform ist recht langatmig auf weiteren zehn Seiten eines Briefes Dr. Fischers an den VDS-Vorstand und die Autoren Heinz und Jüchter begründet.

Inzwischen liegt die vom Präsidium der WRK als Voraussetzung für eine Wiederaufnahme der Beziehungen verlangte Antwort und Stelungnahme des VDS vor.

Sie fällt für die WRK und Herrn Dr. Fischer erwartungsgemäß ziemlich vernichtend aus, besonders was die sachliche Stellungnahme der anqegriffenen Kritiker Heinz und Jüchter betrifft In den zwei Schlagworten „Reform vor Administration“ und „Die Reform beginnt erst“ ist ihr Anliegen zusammengefaßt. Die Autoren hoffen, „daß die Folgerungen aus der zweiten These auch die Zusammenarbeit zwischen Hochschullehrern und Studenten neu gestalten werden.“ Heinz und Jüchter bedauern die durch Dr. Fischers Brief veranlaßte Auseinandersetzung, die sie am allerwenigsten zu vertreten haben. Der stellvertretende VDS-Vorsitzende Diepgen hofft und bedauert in seinem Begleitschreiben ebenfalls in verschiedenen Tonarten und weist die Vorwürfe des WRK-Sekretariats und die Herabsetzung der Arbeit von Studentenvertretern in aller Schärfe zurück Hoffnung allein wird aber wenig nützen, denn Eingeweihte wissen, wie „sauer“ Dr. Fischer über die Erfolge des VDS in Sachen Honnefer Modell auf der V. Hochschulkonferenz ist. Die gute Zusammenarbeit der WRK, besonders ihres Präsidenten Professor Sieverts, mit dem VDS im Ständigen Ausschuß für Studentenfragen und die Aussicht auf eine VI. Hochschu'konferenz mit dem Thema Studienreform, scheinen ihm ein Dorn im Auge zu sein. Offenbar soll jeder mögliche Erfolg studentischer Initiative im Ansatz vereitelt werden. -Sb-