Am 25. Mai wurde der Grundstein für das Studentenhaus der Frankfurter Universität gelegt. Der erste Bauabschnitt — das Haus ohne Inneneinrichtung — ist durch Spenden aus dem McCloy-Fonds in Höhe von 550 000.— DM, sowie durch Zuschüsse des Landes Hessen und der Stadt Frankfurt von je 250 000.— DM finanziert. Der amerikanische Hochkommissar, John J. McCloy, war zur Grundsteinlegung erschienen und hielt in der Aula der Universität vor 800 Studenten eine Rede, in der er die akademische Jugend aufforderte, sich am politischen Leben der Bundesrepublik stärker als bisher zu beteiligen.

Vorher hatte der Rektor, Professor Rajewsky, gesprochen und Mrs. McCloy höchstpersönlich einen Strauß Nelken überreicht, nachdem er ihr den Titel „Unsere Mrs. McCloy“ verliehen hatte (langanhaltender akademischer Beifall). Der Rektor prägte in seiner Ansprache das Wort von der studentischen Selbsterziehung, die sich in den studentischen Gemeinschaften vollziehen soll. Ueber die Korporationen sagte er, daß die Universität Frankfurt nicht daran denke diese zu unterdrücken. (Der beste Beweis: das „bunte“ Brett der studentischen Vereinigungen neben dem Rektoratszimmer!) Aber: „Kein denkender Mensch wird zugeben, daß die Korporationen in alter Form und mit altem Inhalt in die heutige Zeit paßten.“ Wie schlecht machten sich Studentinnen in Wichs und Lederzeug und als Couleurdamen wären sie sicher auch nicht zufrieden, meinte der Rektor. Das Studentenhaus bezeichnete er als neues Forum für das studentische Gemeinschaftsleben. In einigen Monaten soll bereits die Einweihung stattfinden.

Anschließend wurde auf dem Baugelände vor der Universität die Urkunde in den Grundstein des Studentenhauses eingemauert. Die Frankfurter Studenten vermißten dabei leider ihren Oberbürgermeister Dr. Kolb — er hatte am Tage vorher Studenten in Amsterdam besucht.

Nach einem Mittagessen, das Vertreter des Kultusministeriums, der Stadt, der Universität und Studentenschaft vereinigte, diskutierte der amerikanische Hochkommissar in der Universität mit Studenten der Rechtswissenschaft über die politischen Aufgaben des Juristen.

Ein bedeutender Tag für die Studenten der Frankfurter Universität. Das bewies ihre rege Anteilnahme.