In einem Artikel in der „Volksstimme“ vom 26. 5. 1951 reitet der Vorsitzende des SDS an der Universität Frankfurt, Horst Spriestersbach, eine Generalattacke gegen das, was er als „die Sumpfblüte der Reaktion“ an den deutschen Hochschulen bezeichnet: die studentischen Korporationen! In dem in einer nicht zu überbietenden Phraseologie geschriebenen Artikel bringt er ein Sammelsurium von Punkten, an denen nach seiner Meinung die Korporationen angreifbar sind. Der Artikel schließt mit einer kaum noch verhüllten Drohung und der Forderung nach Anwendung staatlicher Machtmittel gegen die Korporationen.

Es lohnt sich nicht, im einzelnen auf die Angriffe einzugehen, die Herr Spriestersbach gegen die Korporationen richtet. Was in diesem Zusammenhang mehr interessiert ist die Art und Weise, die Herr S. für seinen Angriff für richtig gehalten hat.

Es sind die Kreise, denen Herr S. nahesteht, die das Wort vom „sozialen Frieden“ geprägt haben! Auf Grund dieser Tatsache möchte ich an Herrn S. folgende Fragen richten: 1. Hält Herr S. den Universitätsfrieden nicht auch für einen Teil des „sozialen Friedens“? 2. Hält Herr S. den Ton, den er in dem betreffenden Artikel angeschlagen hat, für geeignet, den Frieden an der Universität zu wahren? Die Korporationen an der Frankfurter Universität verwahren sich ausdrücklich und aufs schärfste dagegen, in einem Atemzug mit „braunen Verbrechern“ und „Faschisten, die im Hintergrund aus den Mauselöchern grinsen“ genannt zu werden, die Korporationen „gebärden“ sich nicht demokratisch, sie sind demokratisch. Herr S. muß sich den Vorwurf gefallen lassen, seine Ausführungen wider besseres Wissen gemacht zu haben!

Unklar bleibt nur, was Herrn S. zu seinen Ausfällen veranlaßt hat. Vielleicht gibt uns die Ueberschrift des zitierten Artikels einen Hinweis: Verbot der politischen Studentenvereinigungen gefordert! Fühlt Herr S. seine seit 1945 gefestigte Position wanken, weil ein Korporationsstudent — meines Erachtens zu Unrecht — diese Forderung auf einer Studententagung gestellt hat? Fühlt Herr S. seine Position wanken, weil die „reaktionären Korporationen“ sich immer größerer Beliebtheit erfreuen, je mehr sich die geistige Situation klärt?

Viele Fragen verlangen viele Antworten! Herr S. hätte gute Gelegenheit zur Beantwortung gehabt, wenn er zu der Round-Table-Konferenz, die am 29. 5. 1951 mit den Studentenpfarrern Dr. Böhme und Dessauer stattfand, erschienen wäre. Vielleicht hätte er schon dort gegen die Resolution Einspruch erheben können, mit der sämtliche anwesenden Gruppen bei Sr. Magnifizenz gegen sein Verhalten protestierten.

Klaus Zickler, Corps Austria