Auf den Tod des Generalbundesanwalts Siegfried Buback
1 .Was soll ich sagen
von einem toten Menschen
der auf der Straße lag
zerfetzt von Schüssen
Den ich nicht kannte
und nur wenig zu kennen glaubte
aus einigen seiner Taten
und einigen seiner Worte?
2 .Dieses Stück Fleisch
war einmal ein Kind
und spielte
Dieses Stück Fleisch
war einmal ein Vater
voll Liebe
Dieses Stück Fleisch
glaubte Recht zu tun
und tat Unrecht
Dieses Stück Fleisch
war ein Mensch
und wäre wahrscheinlich
ein besserer Mensch
gewesen
in einer besseren Welt
3 .Aber genügt das ?
Könnte man nicht dasselbe
von anderen Menschen sagen
die eingingen in die Geschichte
befleckt und verurteilt
vom Nachruhm
ihrer Unmenschlichkeit ?
4.Was er für Recht hielt
hat Menschen
schaudern gemacht
Was er für Recht hielt
hat dieses Recht
in Verruf gebracht
Seine Nachrufe
waren nur so
wie Nachrufe sind
5.Was er getan hat
im Leben
davon wurde mir kalt ums Herz
Soll mir
nun warm ums Herz werden
durch seinen Tod ?
6. Der Abscheu vor ihm
half Herzen
verhärten wie seine
Sein Tod
wir wird helfen
sein Lebenswerk fortzusetzen
Sein Tod wird helfen
das Denken
auf ihn abzulenken
und so zu verdecken das Unrecht
von dem dieser Mensch
nur ein Teil war.
Schon darum
kann ich nicht ja sagen
zu seinem Tod
vor dem mir
fast so sehr graut
wie vor seinem Leben
7 .Es wäre besser gewesen
so ein Mensch
wäre nicht so gestorben
Es wäre besser gewesen
so ein Mensch
hätte nicht gelebt.
Erich Fried