Das geheime Untergrundarchiv des Warschauer Ghettos »Oneg Shabbat« und die daran mitwirkenden Archivar_innen setzten sich während der deutschen Besatzung Polens im Zweiten Weltkrieg das Ziel, die dort von den Nationalsozialist_innen begangenen Verbrechen an den europäischen Jüdinnen_Juden zu dokumentieren und für die Nachwelt zu überliefern. Der systematischen Zerstörung jüdischen Lebens und jüdischer Kultur setzten sie detaillierte Beschreibungen der Realität der Verbrechen sowie Zeugnisse, die von der jüdischen Erfahrung handeln, entgegen. Neben zahlreichen Berichten von Menschen, vor allem Jüdinnen_Juden, die sich in den Konzentrations- und Vernichtungslagern und den Ghettos der Nationalsozialist_innen befanden und nach der Flucht aus diesen Orten der Gewalt versuchten, unter polnischen Nachbar_innen zu überleben, beinhaltet das Archiv zahlreiche persönliche Dokumente: Tagebücher, Briefe oder private Notizen. Die Inhalte des Archivs, daunter 3040 Dokumente, verwaltet heute das Jüdische Historische Institut in Warschau, welches 36 Bände mit Materialien in polnischer Sprache edierte und zudem zahlreiche Quellen ins Englische übersetzte. Die Kenntnis von dem Inhalt des Archivs ist »vielleicht die drastischste Konkretisierung des Wissens« über die Shoah.

Für die Mitglieder des Untergrundarchivs Oneg Shabbat im Warschauer Ghetto (1940–1943) um den jüdischen Historiker Emanuel Ringelblum (1900–1944) und seinen Sekretär Hersz Wasser (1910–1980) waren alle Gegenstände und Dokumente, die vom Leben und Sterben der europäischen Jüdinnen_Juden in Polen unter deutscher Besatzung zeugten, von Relevanz. Am 15. November 1940 riegelten die Deutschen das Warschauer Ghetto ab und sperrten ca. 350.000 Jüdinnen_Juden, ein Drittel der Warschauer Stadtbevölkerung, auf einem Gebiet von 403 Hektar mitten im Herzen der Stadt ein – in unmittelbarer Nachbarschaft zur christlichen polnischen Bevölkerung. Eine Woche später fand das Inaugurationstreff en der Gruppe Oneg Shabbat (Sabbat- Freude) statt. Emanuel Ringelblum, ein Mitglied der sozialistischen Partei Poale Zion, leitete den Aufbau und die Verwaltung des geheimen Archivs, fertigte im Ghetto eine Chronik der Ereignisse in jiddischer Sprache an und engagierte sich zudem in der Jüdischen Sozialen Selbsthilfe (Żydowska Samopomoc Społeczna). Die Jüdische Soziale Selbsthilfe führte auch Statistiken über die Beschäftigung von Arbeiter_ innen im Ghetto, die Essensausgabe an Kindern, die Zahl der Typhuskranken sowie über die Zahl der im Ghetto Verstorbenen. Im Warschauer Ghetto starben allein 100.000 Jüdinnen_Juden aufgrund des mörderischen Hungers und der Krankheiten, die eine Folge der von den Deutschen geschaff enen katastrophalen Lebensbedingungen waren. Im Untergrundarchiv findet sich ein Dokument über die Sterblichkeit im Warschauer Ghetto für den Zeitraum von 1939 bis 1941. Es enthält Tabellen, in denen die Sterblichkeit in verschiedenen Einrichtungen, darunter die Kindersterblichkeit im Bersohn-Bauman-Kinderkrankhaus, aufgeführt ist. Auch die Archivmitarbeiter_innen waren vor dem Tod durch Unterernährung nicht gefeit. Oneg Shabbat habe sich, so Ringelblum, darum kümmern müssen, dass sie nicht verhungerten.

Zu den Mitarbeiter_innen des Archivs gehörten säkulare und religiöse Männer und Frauen unterschiedlicher politischer Überzeugung. Es sind dies u.a.: Józef Kapłan (1913–1942) und Szmul (Szmuel) Bresław (1920–1942), Szymon Huberband (1909–1942), Aron Koniński (?–1942), Natan (Nusen) Koniński, Abraham Lewin (1893–1943), Bernard (Berisz) Kampelmacher (1889–1942), Menachem Linder (1911–1942), Jerzy Winkler, Daniel Fligman, Izrael Lichtensztajn (1904–1943), Mordechaj Szwarcbard (1896–1943), Jechiel Górny (1908– 1943), Natan Smolar (1898–1943), Bluma Wasser (1912–1990), Cecylia Słapakowa (1900–1942), Henryka Łazowertówna (1909–1942), Gustawa Jarecka (1908–1942), Rachela Auerbach (1903–1976), Perec Opoczyński (1892–1943), Jakub Zylberger (geb. ca. 1904), Szyja (Jeszua) Perle (1888–1944), Henryk (Chil) Bojm. Schatzmeister des Archivs war Menachem Mendel Kohn (1881–1943), zu den Sponsoren gehörten neben Kohn die Unternehmer Szmuel Winter (1891–1943) und Aleksander Landau sowie Szya (Jehoszua) Rabinowicz (1888–1943) und Eliezer Lipe Bloch (1888–1943).

Bestrebt, den von den Nationalsozialist_innen und ihren Helfer_innen durchgeführten Völkermord zu dokumentieren, sammelte die Gruppe Oneg Shabbat nicht nur jüdische Zeugnisse über den Mord an jüdischen Männern, Frauen und Kindern in den Ghettos und den nationalsozialistischen Vernichtungslagern, darunter Berichte von Gefl üchteten über das erste NS-Vernichtungslager in Chełmno und das von der SS zum Zweck der Ermordung der Jüdinnen_Juden des Warschauer Ghettos errichtete Vernichtungslager Treblinka II, sondern auch persönliche Dokumente wie private Notizen, Briefe, Chroniken, autobiographische Berichte, religiöse Aufzeichnungen, Gedichte und Tagebücher. Es ging den Archivar_innen nicht nur darum, Beweismaterial eines deutschen Verbrechens, das von allen Beteiligten als präzedenzlos wahrgenommen wurde, zu sammeln, sondern auch darum, individuelle Zeugnisse von Menschen für die Nachwelt aufzubewahren, die aus der Sicht der Verfolger_innen gemäß ihrer antisemitischen Weltwahrnehmung eine homogene Gruppe darstellten. Die Archivpraktiken der Gruppe Oneg Shabbat waren somit auch ein Akt des intellektuellen Widerstands gegen die antisemitische Gewalt und Stigmatisierung jüdischer Menschen als »der Jude« und gefährliche »Gegenrasse«. Die umfangreiche Sammlung der im Warschauer Ghetto veröffentlichten Untergrundzeitungen auf Polnisch, Jiddisch und Hebräisch, die Flugblätter, Theaterstücke, Zeichnungen, literarischen Werke und die auf den Straßen gesungenen Lieder, die Teil des Untergrundarchivs sind, geben einen Einblick in die Heterogenität und Vielsprachigkeit der jüdischen Zwangsgemeinschaft im Ghetto, zu der auch Flüchtlinge und Deportierte aus dem Deutschen Reich und aus den ins Reich eingegliederten Gebieten gehörten. Der Inhalt des Archivs gibt ferner einen Einblick in die Lebenswelten der polnischen Jüdinnen_Juden, und er zeugt von der sozialen und ethischen Feinfühligkeit aller, die das Ringelblumarchiv schufen.

Die zamler, all jene, die freiwillig Dokumente und Materialen sammeln und zusammentragen, standen in der Tradition des in Vilnius gegründeten YIVO (Yidisher Visnshaftlekher Institut), mit dem Emanuel Ringelblum eng zusammengearbeitet hatte, der khurban-forshung sowie des jüdischen Historikers Simon Dubnow (1860–1941). Bożena Keff schreibt dazu:

»Churban Forszung – das Motto Ringelblums und seiner Mitarbeiter_innen stellt eine besondere Verbindung des hebräischen Wortes churban und des jiddischen Wortes forszung dar. Es handelt sich um die Erforschung der Katastrophe, der Wissenschaft von der Katastrophe, von der Vernichtung. […] Diejenigen, welche an der Churban Forszung teilnehmen, repräsentieren alle möglichen politischen Richtungen, weil Churban Forszung parteiübergreifend ist, denn auch die Katastrophe ging über alle möglichen Teilungen hinweg. […] Die Churban- Aufzeichnung ist eine Überlebensstrategie und ist selbst Überleben. Sie ist eine Verteidigung angesichts der Verbrechen an Menschen und an der Wirklichkeit, sie ist eine Antwort auf vernichtende Propaganda, Dämonisierung, ›Insektisierung‹, auf das Hinausstoßen aus der menschlichen Gattung und der physischen Vernichtung des Gewebes der Wirklichkeit. Sie ist eine Verteidigung der eigenen Würde und Identität. Die Zeugnisse sprechen davon, dass der Historiker Simon Dubnow, bevor er aus dem Ghetto in Vilnius verschleppt und getötet wurde, gesagt habe: ›Erinnert Euch und schreibt auf‹.«

Dubnow war nach der Besatzung Rigas durch die Wehrmacht im Juli 1941 ins Ghetto von Riga verschleppt und von den Deutschen am 8. Dezember 1941 im Wald von Riga mit anderen Jüdinnen_ Juden erschossen worden. Sein Zuruf und Aufruf wurde an vielen Orten erhört. Im Untergrundarchiv finden sich zahlreiche Dokumente, die von der Verfolgung und Ermordung jüdischer Männer, Frauen und Kinder außerhalb Warschaus handeln. Bislang hat das nach Emanuel Ringelblum benannte Jüdische Historische Institut in Warschau, in dessen Gebäude sich die Mitglieder der Gruppe Oneg Shabbat zur Arbeit trafen, 36 Bände mit Materialien aus dem Untergrundarchiv in polnischer Sprache ediert. Was bedeutet es, den Inhalt des Archivs zu kennen? Die Kenntnis ist »vielleicht die drastischste Konkretisierung des Wissens« über die Shoah.

Emanuel Ringelblum ging es darum, die ganze Wahrheit in Bezug auf die Verfolgung und Ermordung der europäischen Jüdinnen_Juden festzustellen, insbesondere in Bezug auf das Leben im Warschauer Ghetto. Nachman Blumental, stellvertretender Direktor der 1944 von Überlebenden der Shoah im befreiten Lublin gegründeten Zentralen Jüdischen Historischen Kommission, die an der Bergung des Materials beteiligt war, galt der Fund eines Teils des Archivs in der Nowolipki- Straße 68 auf dem ehemaligen Ghettogelände im September 1946 als Beginn einer neuen Etappe der Arbeit der Überlebenden, die sie »im Glauben an den Sieg der historischen Wahrheit« ausübten. Den ersten Teil des Archivs hatten der Direktor der sozialistisch-zionistischen Ber-Borochow-Schule, Izrael Lichtensztajn, und zwei seiner Schüler, der neunzehnjährige Dawid Graber und der achtzehnjährige Nachum Grzywacz, am 3. August 1942 versteckt, während jenes von den deutschen Täter_innen als »Großaktion« bezeichneten Verbrechens, im Rahmen dessen ab dem 22. Juli 1942 über 300.000 Ghettoinsass_innen – Männer, Frauen, Kinder – vom sog. Umschlagplatz in der Stawki-Straße ins 100 km entfernte NS-Vernichtungslager Treblinka II deportiert und unmittelbar nach ihrer Ankunft grausam ermordet wurden. Der Lehrer und seine beiden Schüler hinterließen ein Testament, das den Krieg, im Gegensatz zu ihnen, überlebt hat. Sie fügten auch das Testament der Malerin Gela Seksztajn (1907–1943), Izrael Lichtensztajns Ehefrau, sowie einige ihrer Bilder den metallenen Behältern, die sie im Keller des Gebäudes in der Nowolipki-Straße 68 versteckten, hinzu. Der zweite Teil des Archivs wurde im Februar 1943 in demselben Versteck verwahrt. Er enthält Dokumente bis einschließlich 1. Februar 1943. Diejenigen, die die Deportationen vom 22. Juli bis 21. September 1942 (Jom Kippur) überlebt hatten, konnten also nicht mehr über den Ghettoaufstand, der am 19. April 1943 begann, Zeugnis ablegen. Die Berichte über das, was den Warschauer Ghettobewohner_ innen im Sommer 1942 widerfuhr, gehören zu den erschütterndsten Dokumenten des Untergrundarchivs. Die Schriftstellerin und Oneg Shabbat- Mitarbeiterin Gustawa Jarecka (1908–1943) schrieb in ihrem im Juli 1942 verfassten Bericht unter dem Titel Ostatnim etapem przesiedlenia jest śmierć (»Die letzte Etappe der Umsiedlung ist der Tod«), der mitten in einem Satz abbricht, lapidar: »Vor uns und hinter uns ist der Tod.« Im Angesicht des Todes ging es darum, eine Spur zu hinterlassen:

»Wir notieren den Beweis der Schuld, der uns selbst schon nichts mehr nützt. Die Spur soll wie ein Stein unter das Rad der Geschichte geschleudert werden, um es anzuhalten. Der Stein hat die Schwere unserer Erkenntnis, welche den Abgrund der menschlichen Grausamkeit erreicht. In ihm ist die Erinnerung der Mütter, verrückt geworden vor Schmerz nach dem Verlust ihrer Kinder, die Erinnerung des Weinens der Kleinen, die ohne Mäntelchen, in Sommerkleidung und barfuß fortgerissen wurden auf dem Weg des Todes […], das Gedächtnis der Verzweifl ung der alten Mütter und Väter […]; es ist ein steinernes Schweigen, das nach der Vollstreckung des Urteils über 300.000 Menschen in einer toten Stadt herumliegen wird.«

Das einzige, was die Archivmitarbeiter_innen der antisemitischen Gewalt und der nationalsozialistischen Vernichtungspolitik entgegensetzen konnten, waren Worte, mithin Beschreibungen der ausweglosen Lage, in denen sich die Ghettobewohner_ innen befanden. Die große Deportation begann mit dem Heraustreiben der Menschen aus dem kleinen Ghetto. Nachdem die Deutschen im Sommer 1942 das ganze Gebiet des kleinen Ghettos – mit Ausnahme der Többenswerkstatt in der Prosta- Straße und Waliców-Straße – aus dem Ghetto ausgegliedert und das Gelände des großen Ghettos in fünf Gebiete aufgeteilt hatten, verblieben noch ca. 50.000 Menschen im Warschauer Ghetto, davon ca. 25.000 von den Besatzer_innen als »Legale« wahrgenommene, meist junge Männer, deren Familien in Treblinka ermordet worden waren, und 25.000 »Illegale«, d.h. Menschen, die nicht in einer der Werkstätten im Ghetto arbeiteten und in Verstecken auf dem Ghettogelände leben mussten. Emanuel Ringelblum wurde nach den Deportationen im Sommer 1942, die er als »einen radikalen spirituellen Kollaps der Juden und Jüdinnen Warschaus« bezeichnete, ein Anhänger des bewaffneten jüdischen Widerstands und sorgte dafür, dass der noch nicht versteckte Teil des Untergrundarchivs unter den Schutz der Jüdischen Kampforganisation (Żydowska Organizacja Bojowa, ŻOB) gestellt wurde. Die ŻOB leistete zum ersten Mal im Januar 1943 erfolgreich bewaffneten Widerstand gegen die deutsche Vernichtungspolitik. Es gelang den Deutschen im Januar nicht, wie geplant, 10.000 Menschen nach Treblinka zu deportieren. In Erwartung weiterer Deportationen begann die Ghettobevölkerung seit dem Winter 1942/1943, Kellerverstecke anzulegen und die Häuser unterirdisch miteinander zu verbinden. Israel Gutman, ein Überlebender des Warschauer Ghettos und Autor einer Monographie zu diesem Thema, schreibt, es habe sich »eine Art ›Bunker-Manie‹« ausgebreitet. Die Ghettobevölkerung habe gut ausgestattete, »sophisticated« Bunker gebaut, in denen man sich für eine längere Zeit habe versteckt halten können. Das Bunkersystem war, so Israel Gutman, ein »integraler Bestandteil des Widerstandsprogramms«, auch wenn es keine direkte Verbindung zwischen den Bunkerbauer_innen und der Jüdischen Kampforganisation gegeben habe bzw. die ŻOB keine Bunker errichtet hatte. Beide seien sich dessen bewusst gewesen, dass sie auf das gleiche Ziel hinarbeiteten.

Emanuel Ringelblum versteckte sich im März 1943 mit seiner Frau und seinem dreizehnjährigen Sohn Uri auf der sog. arischen Seite, d.h. unter polnischen Nachbar_innen. Wo genau er sich während des Warschauer Ghettoaufstands (19. April bis zum 16. Mai 1943) und der Reaktion der Deutschen, die jedes einzelne Haus nieder- und abbrannten, aufhielt, wissen wir nicht. Wir wissen indes, dass er sich im Juli 1943 im Arbeitslager Trawniki befand, von zwei Mitgliedern – einem Polen und einer Jüdin – der polnischen Widerstandsbewegung im Warschauer Untergrund befreit und nach Warschau zurückgebracht wurde, wo er sich zusammen mit seiner Familie und 30 weiteren Jüdinnen_Juden im Stadtteil Ochota versteckte. Dort verfasste Ringelblum eine Arbeit unter dem Titel Stosunki polskożydowskie w czasie drugiej wojny światowej (»Polnisch- jüdische Beziehungen in der Zeit des Zweiten Weltkriegs«). Dieser Text endet wie folgt:

»Die Stumpfsinnigkeit der polnischen Antisemiten, die nichts lernten, ist schuld an dem Tod Hunderttausender Juden, die man, den Deutschen zum Trotz, hätte retten können. Auf ihre Köpfe fällt die Anklage, dass zehntausende jüdische Kinder, die man bei polnischen Familien bzw. in Betrieben und Institutionen hätte unterbringen können, nicht gerettet wurden. Es ist ihre Schuld, dass Polen ein Asyl für maximal 1% Juden war, der Opfer der Verfolgung Hitlers.«

Zur ganzen Wahrheit, um die es Ringelblum ging, gehört somit die polnische Beteiligung an dem nationalsozialistischen Projekt, alle jüdischen Männer, Frauen und Kinder zu ermorden. Diese hatte im Fall Ringelblums, wie im Fall so vieler, die versuchten, außerhalb des Ghettos unter den christlichen Polinnen_Polen zu überleben, tödliche Folgen. Am 7. März 1944 griff en deutsche Sicherheits- und polnische Kriminalpolizisten Emanuel Ringelblum in seinem Versteck in der Grójecka-Straße 81 (dem sog. Krysia-Bunker) zusammen mit seiner Frau Judyta und seinem Sohn Uri auf und brachten sie gemeinsam mit ca. 30 anderen polnischen Jüdinnen_ Juden, die sich dort versteckt hatten, ins Pawiak- Gefängnis. Nachbar_innen hatten den polnischen Gärtner Mieczysław Wolski, der das Versteck angelegt hatte, zuvor denunziert. Er wurde zusammen mit seinem Neff en Janusz Wolski erschossen. Die Mutter des Gärtners, die mit dem Leben davonkam, sagte nach dem Krieg aus, zwei Deutsche und zwei polnische Polizisten hätten ihr Haus durchsucht. Ringelblum, seine Familie und die anderen, die im Krysia-Bunker vor der antisemitischen Gewalt Schutz gesucht hatten, wurden von den Deutschen auf dem Gelände des Ghettos, das die Besatzer_ innen während der Niederschlagung des Ghettoaufstandes im April und Mai 1943 und der Deportationen der restlichen Bewohner_innen dem Erdboden gleichgemacht hatten, ermordet.

 

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