Diskus: Warum habt Ihr angefangen, Bilder zu archivieren?

UB: Das Umbruch Bildarchiv existiert seit 1988. Die Archivgründer_innen waren selbst Fotograf_ innen. Sie kamen aus verschiedenen Zusammenhängen des politischen Widerstandes wie z.B. aus der Anti-Atomkraft- und der Hausbesetzer_innenbewegung. Wir wollten den früher meist textlastigen Veröff entlichungen der linken Szene ein anderes, ansprechenderes Gesicht ermöglichen, eben durch Bilder – sozusagen gegen die Unterbelichtung der linken Bewegung –, die die sozialen und linken Bewegungen dokumentieren. Die Idee war, ein nicht-kommerzielles Archiv aufzubauen, an dem sich viele Fotograf_innen mit ihren Schätzen beteiligen. So wollten wir eine eigene Geschichtsschreibung unterstützen und Gegenöff entlichkeit zu den bürgerlichen Medien schaff en. Seit 1999 sind wir mit unseren Fotos auch im Internet vertreten.

Diskus: Was ist Euer liebstes Archivobjekt?

UB: Das Archiv beherbergt inzwischen weit mehr als 100.000 Fotos und auch Videos. Da fällt uns eine Auswahl eines liebsten Archivobjekts natürlich schwer. Ein Bild, das uns (Monika und Hermann) besonders gut gefällt, ist das Titelbild von »Respekt - solidarische Begegnungen«, einer unserer letzten Ausstellungen. Aber wir könnten Euch auch viele andere Beispiele nennen. In den letzten Jahren haben wir ganze Archive von Fotograf_innen geerbt, die schon in den 70er- und 80er- Jahren fotografiert haben. Darunter sind eindrucksvolle Momentaufnahmen aus dem Nachlass von Michael Kipp über die Besetzer_innenbewegung der 80er Jahre, wie auch Aufnahmen aus aller Welt von unserem Kollegen Otto Göpfert, der 40 Jahre in Indien, Brasilien, Vietnam, Myanmar und vielen anderen Ländern wunderbare Portraits von Menschen in Alltagssituationen dokumentiert und im Siebdruck festgehalten hat.

Diskus: Wie ist Euer Verhältnis zur Diskrepanz zwischen der sammlerischen Tätigkeit und der Darstellung Eurer Objekte?

UB: Als Fotograf_innen, die selber aktiv sind, können wir das eigentlich recht gut miteinander verbinden. Viele kennen uns mittlerweile und freuen sich, wenn wir bei ihren Aktionen fotografieren und dadurch Bilder über ihre Demos und Aktionen im Umbruch-Archiv landen. Umbruch ist vielseitig vernetzt und nimmt an bundesweiten Treffen unabhängiger Archive teil. Über Ausstellungen und über die aktuellen Fotoberichte auf unserer Website versuchen wir, etwas zurückzugeben, sowohl an die, die wir fotografiert haben als auch an die Fotograf_innen, die Umbruch dankenswerterweise ihre Bilder zur Verfügung stellen.