Diskus: Was ist das Hans-Litten-Archiv?

HLA: Das Hans-Litten-Archiv (HLA) als Archiv der Solidaritätsorganisationen der Arbeiter_innenbewegung und der sozialen Bewegungen widmet sich der Antirepressions- und Unterstützungsarbeit im deutschsprachigen Raum. Dokumentiert und erforscht werden die selbstorganisierte, finanzielle und juristische Hilfe für politische Gefangene und linke Aktivist_innen, die vor Gericht gestellt werden, sowie das damit verbundene kollektive politische Engagement gegen Gesetzesverschärfungen und Repressionsmaßnahmen. Benannt ist das Archiv nach dem »Rechtsanwalt des Proletariats« Hans Litten, der im KZ Dachau von den Nazis in den Suizid getrieben wurde. Schwerpunkte der Bestände bilden Materialien der heutigen Roten Hilfe e. V., der verschiedenen Rote-Hilfe-Organisationen der 1970er-Jahre sowie der Roten Hilfe Deutschlands der 1920er- und 1930er-Jahre. Ergänzend werden Archivalien ähnlicher Strukturen gesammelt, beispielsweise von Ermittlungsausschüssen, Rechtshilfegruppen einzelner Bewegungen und Bunte-Hilfe-Gruppen.

Diskus: Welche Rolle seht ihr für Euer Archiv in der Öffentlichkeit?

HLA: Durch ein umfangreiches Digitalisierungsprojekt konnten bereits Hunderte Broschüren, Zeitungen und Flugblätter aus der Weimarer Republik und den 1970er-Jahren auf der Homepage für Interessierte zugänglich gemacht werden. Der Bibliotheksbestand gibt anhand von Primär- und Sekundärpublikationen Einblicke in Repressionen im 20. und 21. Jahrhundert sowie in die internationale Solidaritätsarbeit. Forschungsergebnisse werden in Artikeln, aber auch in eigenständigen Publikationen veröffentlicht. So erschienen bereits eine umfassende Arbeit zur Roten Hilfe Deutschlands im antifaschistischen Widerstand ab 1933 sowie Broschüren zu den Rote-Hilfe-Komitees ab 1921, den Flugblättern der Schwarzen Hilfen der 1970er-Jahre und zuletzt zur Erschießung Philipp Müllers 1952. Zudem ist das Hans-Litten-Archiv mit häufigen Vortragsveranstaltungen, vor allem zur Roten Hilfe Deutschlands in der Illegalität ab 1933 sowie zu ihrer Entwicklung in der Weimarer Republik, bundesweit präsent.