Archiv der Sozialen Bewegungen Hamburg
Diskus: Was bedeutet das Archivieren linker Bewegungen, Kämpfe und Politiken für Euch?
AdSBH: Wir sehen unsere Archivarbeit nicht nur als Bewahrung der Geschichte sozialer Bewegungen, sondern verstehen uns mit dem Archiv auch als Teil linker Bewegungen und Szenen. Neben der Nutzung für wissenschaftliche und journalistische Arbeiten möchten wir besonders Aktivist_innen das Material zur Verfügung stellen, um sich historisch zu verorten, anzuknüpfen, zu debattieren und Ansätze und Erfahrungen anderer weiterzuentwicklen. In diesem Sinne dient es als Basis für Emanzipation. Das Foto-Archiv-Kollektiv, als eigenständiger Bestandteil des Archivs, dokumentiert auch selbst, wodurch vor allem für Hamburg ein vielfältiger und perspektivenreicher Blick auf soziale Bewegungen entsteht. Diesen halten wir für besonders wichtig, um die Geschichte linker, autonomer und widerständiger Politik, entgegen offi zieller und staatlicher Darstellungen, festzuhalten und als eigene Geschichte zu begreifen. Archive unserer Ausrichtung können im Idealfall nicht nur ein Gegenstück zur Geschichtsschreibung einer Mehrheitsgesellschaft bieten, sondern auch in diese hineinwirken.
Diskus: Wie seht Ihr das Verhältnis von Kritik und Institutionalisierung?
AdSBH: Wichtig ist uns, niemals von öffentlichen Geldern abhängig zu sein, um frei von politischer Einflussnahme zu bleiben. Wir finanzieren uns ausschließlich über Geld- und Sachspenden und alle Arbeit im Archiv ist unentgeltlich. Nur in Einzelfällen bemühen wir uns um Stiftungsgelder oder andere öffentliche Zuschüsse, zum Beispiel zur Finanzierung größerer Projekte oder Anschaffungen. Wir behalten uns auch vor, unser Material nicht für jede Veröffentlichung zur Verfügung zu stellen und die Zusammenarbeit mit Institutionen, die nicht im Sinne linker, emanzipatorischer Bewegungen arbeiten, abzulehnen. Nur so können wir das Vertrauensverhältnis zu unseren Materialspender_innen erhalten, die überwiegend aus staatskritischen Strömungen kommen und ihre Sammlungen daher nicht in staatliche oder kommunale Archive geben würden.