Das Ende im Anfang
„Zwei Welten stehen sich gegenüber!Der Gottmensch und der Satansmensch! Der Jude ist der Gegenmensch, der Antimensch. Der Jude ist das Geschöpfdes anderen Gottes. Er muß aus einer anderen Wurzel des menschlichen Stammessein. Der Arier und der Jude, stelle ichsie einander gegenüber und nenne den einen den Menschen, so muß ich den andern anders nennen. Sie sind soweit voneinander entfernt wie das Tier vom Menschen. Nicht daß ich den Juden ein Tiernenne. Er steht dem Tier viel ferner alswir Arier. Er ist ein naturfremdes und naturfernes Wesen. ” (Hitler)
Einzelne jüdische Individuen, deren Geschichte im 3.Reich der Film Holocaust exemplarisch zu zeigen versucht, ließ das rassistisch antisemitische Bewußtsein nur dort gelten, wo sie als Exemplare ,des Juden’, des Prinzips, figurierten. Der realen gesellschaftlichen Unwahrheit und dem Unrecht, die sich in den Vernichtungslagern so barbarisch und zivilisiert zugleich verwirklichten, steht der Antisemit im Original näher als der Film, und das Denken darüber kann kaum der Kälte und dem Verstummen eines Ausdrucks von Wahrheit entraten, wenn es aussprechen muß, daß das Unwahre wirklich das Wirkliche ist: als numerierte Exemplare wurden die Einzelnen mit industrieller Effektivität ermordet. Höß, der Kommandant von Ausschwitz, der in seiner Todeszelle eine Autobiographie mit seitenlangen, kenntnisreichen Schilderungen über die Gefangenenpsychologie verfaßte (nicht zuletzt die eigene Häftlingserfahrung machte ihn so verständnisvoll), wurde rebellisch, wenn die gegenmenschlichen Exemplare in den Händen seiner Rassengenossen zu besonderen Objekten sadistischer Wünsche, also zu gequälten Menschen, wurden „Ich selbst habe nie einen Häftling mißhandelt oder gar getötet. Ich habe auchnie Mißhandlungen von Seiten meinerUntergebenen geduldet. Wenn ich jetztim Laufe der Untersuchung hören muß,welch ungeheuerliche Quälereien in Auschwitz und auch in anderen Lagern vorgekommen sind, so überläuft es michkalt. Wohl wußte ich, daß in AusschwitzHäftlinge von der SS, von Zivilangestellten und nicht zum wenigsten von ihreneigenen Mithäftlingen mißhandelt wurden. Ich bin dagegen angegangen mit allen Mitteln, die mir zur Verfügung standen. ” (Höss, 153).
I Die traditionelle Judenfeindschaft gründete tatsächlich auf der Besonderheit der Juden in ihrer gesellschaftlichen Form und Funktion. Als Träger der Waren und Geldzirkulation lebten sie außerhalb des feudalen Reproduktionszusammenhangs und schlüpften nur in dessen Poren hinein, antagonistisch im Wucher und bindend durch die Vermittlung sonst unerreichbarer Güter zugleich. Später vertrieb die Akkumulation des heimischen ’christlichen’ Kapitals in den entstehenden Städten die Juden schließlich in die armselige Rolle des kleinen Wucherers und Pfandleihers in den Gettos. Die Feindschaft wurde religiös formuliert. Das Christentum zeichnete ein Bild vom perfiden und perversen Juden, dem Gottesmörder, aber in ihrer Gesamtheit blieben die Juden Gottes Volk. Der Übertritt zum Christentum nahm den Fluch, bedeutete Erlösung im Jenseits’ und verhieß die Möglichkeit ökonomischer Existenz und sozialer Achtung im .Diesseits.’ Eine fundamentalere Politisierung erfuhr die Abneigung gegen die Juden im Zusammenhang mit den bürgerlichen Ideen und Kämpfen für Freiheit und Gleichheit. Die religiös und kulturell formulierten Einwendungen des Adels gegen die Emanzipation der Juden, für die auch die Bürgerlichen stritten, wehrten die Angriffe auf den alten, undemokratischen, auf dem Grundeigentum basierenden Staat ab. Nach den Gründerjahren, in der Zeit der Großen Depression, keimte der moderne, völkisch rassistische Antisemitismus auf, getragen hauptsächlich von Kleinbürgern und Kleinbauern, .theoretisch’ ausgeprägt von der mittleren Intelligenz. Seine Richtung war antikapitalistisch und antijunkerlich zugleich. Vermeintlich ohne Zukunft in den bestehenden Verhältnissen, deren selber ungleichzeitigen sozialen Kriterien von Adelsstand und Kapital sie nicht gewachsen waren, suchten die modernen Antisemiten einen Weg, der außerhalb bürgerlicher und feudaler Formen war Seit dem Beginn des massiven Industrialisierungsprozesses in den 50er Jahren war ein ungeheurer Zerfall des alten, personell orientierten, überschaubaren sozialen Gefüges sichtbar geworden. Der an den deutschen Wald, idyllische Kleinstädte und das wohlformierte Heer gewohnte Blick treuer blauer Augen verkümmerte an der Öde der Großstädte und zersprang am anonymen Gewimmel der Massen in ihnen. Mitnichten wurde er deshalb aufgegeben zu Gunsten anderer Wahrnehmungsweisen, die das Elend aus der ihm eigenen Qualität — der Vergesellschaftung als möglicher Lebendigkeit — heraus kritisiert hätten.
Umgekehrt, die inadäquate Optik funktionierte umso besser, da die kapitalistische Akkumulation in Deutschland hauptsächlich nicht aus dem Handwerk, der leichten Industrie ,organisch’ hervorging, sondern konzentriert in der Schwerindustrie ihren Ausgang nahm, ein durch preußische Staatsunterstützung und ausländisches Kapital vermittelter Sektor, der unorganisch’ zu den tradtionellen Produktionsbereichen stand und somit eine extreme Polarisierung von Lebensformen schuf.
Zu dieser Zeit hub ein Geschrei über den Zerfall der Gesellschaft im allgemeinen an. Der ideologische Haß auf die Großstadt gewann durch wissenschaftliche Verarbeitung Rang und Namen, gipfelnd in der biologischen Verstädterungstheorie, die mit Hilfe verschiedenster Operationen die kommende Apokalypse bewies, dergestalt, daß nur durch frisches Bauernbiut eine gesunde Gesellschaft regeneriert wird, Tropfen derselben aber bald nicht mehr zu finden seien.
Die Lage wurde wirklich virulent, als die Strukturveränderungen die bislang eher unmittelbar Verschonten direkt angriff. Während der Gründerjahre hatten viele an der neuen Sache Gefallen gefunden, und emsig mit gutem Gewinn an der Börse spekuliert. Der ,Krach 1 , der Verlust der Ersparnisse, die Desillusionierung der an steigendem Wohlstand orientierten Fortschrittserwartung ließen die fundamentale Opposition noch krasser hervortreten.
Die Kleineigentümer wurden vom Gespenst der Proletarisierung immer nachhaltiger heimgesucht, sie trotzten ihrer Verminderung. Die mittlere Intelligenz, durch die Verstädterung zahlreich vermehrt, trotzte eben dieser Vermehrung, verloren sie doch so ihr ständisches Ansehen. Im gemütlichen Deutschland verkörperten sie noch die Herrschaft des Allgemeinen (des Kaisers, der Kirche, des Geistes usw.) über den vereinzelten gesellschaftlichen Bereichen selbst noch als Besonderes. Zusehends verblaßte nun ihre auratische Existenz hinter den schwarzen Fräcken zum Alltag hohler Funktionsträger. Der neue Mittelstand, Angestellte, Techniker usw., den die Kapitalisierung erst hervorgebracht hatte,
war von Arbeitslosigkeit bedroht und setzte auf die ökonomische Expansion.
Im Verlauf der Depression, die mit kurzen Unterbrechungen 22 Jahre lang andauerte, wurde die (prä-)faschistischen Theoreme in den grundlegenden Zügen ausformuliert, danach kam Verwirklichungsgeschichte des ideologischen Bewußtseins! Gemäß des Ineinander-vermittelt—seins von gesellschaftlich allgemeinen abstraktifizierenden Tendenzen der kapitalistischen Entwicklung und der je besonderen Ausgestaltung in einzelnen sozioökonomischen Konstellationen, die das Allgemeine konstituieren, ohne mit ihm identisch zu sein, formte sich das oppositionelle Bewußtsein. Der Rassenbegriff — Folie des faschistischen Denkens — reflektierte, selbst zum Inhalt geworden, die ideologische Negation der allgemeinen Form des prozessierenden Kapitals, seine besonderen Ausführungen entsprechende sozioökonomische Figurationen Am plausibelsten läßt sich die Genesis des Rassismus in den Metropolen auf der Basis des Kleineigentums und dessen Produktionsverhältnis’ im Milieu des vergesellschaftteten Kapitals aufzeigen.
Dem kleinen selbständigen Warenproduzenten, der nach der Liturgie des Warenfetischismus betete wie andere, wurde sein Kleineigentum desto heiligere 2.Natur, je mehr es sich zum Kleinsteigentum entwickelte. Ein Verlust barg Tieferes als geminderten Wohlstand. Im engen Rahmen seiner Tätigkeit glaubt sich der Selbständige im gelungenen Subjekt-Objekt-Verhältnis: er bearbeitet einen Stoff, den die Natur ihm schenkt, nach sinnvollen Kriterien des Nutzens und der Schönheit, und gerade durch die Spiegelung seiner selbst im individuellen Produkt gewinnt er sich als individuelles Subjekt, — während den Lohnarbeiter die Maschine bearbeitet. Sein solides Arbeitsresultat mochte nun, von anderen schon erwartet, die er benötigte, freundlich begrüßt werden. Diese Harmonie von Ding und Ding, Mensch und Natur, sollte nun im gehetzten Überleben für immer verloren sein?
„Eilt am Sonnabend (da sitzt man dochvor der Tür im Sonnenschein) ein einfachgekleideter (der Mann mag keine Prahler),in Schweiß gebadeter (den liebt er nurbeim Arbeiten) Mann in den Straßen Ber-lins mit auffälliger Hast an uns vorüber,so ist mit großer Wahrscheinlichkeit anzu-nehmen, daß das so ein Handwerksmei-ster ist, der irgendwo die Löhnung fürseine Gesellen aufzutreiben versucht.” Wenn’s wenigstens für den Kaiser wär. (Der Satz ist von Ahlwart, Der Verzweiflungskampf der arischen Völker mit dem Judentum, 1890) Wohin rennt der Mensch? Zum Geldgeber Wie die Dinge unglücklicherweise liegen, zeigt sich der Konkurrenzkampf in der Zirkulation, obwohl er der Produktion entspringt. Das Unglück nimmt zu, weil der Gehetzte seinen Gegner nicht unmittelbar im Besitzer gleicher Waren findet, um dem die Fabrik zu zertrümmern, er sucht die Bank, nimmt Kredite und Hypotheken auf, geht es ihm ganz schlecht, dann landet er beim halblegalen Krediteur.
Im zinstragenden Geldkapital zieht sich der ganze kapitalistische Ausbeutungsprozeß abstrakt zusammen. Der Profit scheint nicht Resultat der Produktion zu sein, das Geld .wuchert’ selbsttätig aus. Umgekehrt verschleiert der Lohnfetisch den Mehrwert in der Produktion. Die spezifische gesellschaftliche Bestimmtheit des Kapitals, Aneignung fremder unbezahlter Arbeit über das Eigentum an Produktionsmitteln trennt sich auf und fixiert sich in 2 begriffslosen Formen: im zinstragenden Kapital zeigt sich das reine Eigentum „ als Mittel,sich Produkte fremder Arbeit anzueignen.Aber er (derZins) stellt diesen Charakterdes Kapitals dar als etwas, das ihm außer-halb des Produktionsprozesses zukommt,und das keineswegs das Resultat der spe-zifisch kapitalistischen Bestimmtheit die-ses Produktionsprozesses selbst ist.” (1)(Kap. III, 395). Das Kapital als sich verwertendes, das sich erst im Widerspruch zur Arbeit konstituiert, gibt sich einen selbständigen Ausdruck ,,ohne Verhält-nis zur Arbeit. ” (ebd.) Dem gehetzten Mann, von dem hier die Rede ist, blitzen in seinem Lauf die Lichter der Oberfläche auf, er versteht aber wenig. Auf der Suche nach dem Geldgeber, dem er sich wird ausliefern müssen, vergißt er seine Vorbehalte gegen die
Fabrikwelt (er fristet ja sein Leben auch nicht da), er weiht sich zum Vorkämpfer des .schaffenden Kapitals’, um so, die Kraft der Großindustrie auch noch in seinen Adern verspürend, den erbärmlichen Herrn, das .raffende Kapital’, umso verletzender zu brandmarken. (2) Dieser Herr, der kassiert, ohne zu arbeiten, dessen Sinn nach Geld steht, als reinem stofflosen Mehr, kann kein gleicher Mensch sein.
Die Realität des kapitalistischen Produktionsprozesses denunziert die Gleichheit der Menschen, konstituens der bürgerlichen Verkehrsform und des rechtlichen Apparates, als bloß formell in dem Zirkulationsakt zwischen Arbeit und Kapital angesiedelt. Dies verschwindet noch im Verhältnis des Selbständigen zum Geldkapital. Der unter den Prämissen der Gleichheit unterlegene Ungleiche will das Verhältnis zu seinen Gunsten umkehren. Gleich sollen nur die ihm Gleichen sein, ungleich die anderen. Die sind untereinander wahrlich gleich als die Inkarnationen des Immergleichen - des räuberischen Geldes. Gegen sie polarisiert er den konkreten Naturstoff des Arbeitsprodukts und Instruments, die 2. Natur seines Eigentums, und beides umschliessend, das natürliche Verhältnis von Subjekt und Objekt. Seine Logik verkehrt das Ding-Eigenschaftsverhältnis von gesellschaftlicher Form und ihren Attributen. Gegen die gegenständliche Abstraktion der Bewegung G—G’ gewinnt er sich als Natursubjekt. Er gebiert die Rasse, die Rassengemeinschaft für die ihm gleichen, deren negative, scheinhafte Realität so real ist wie die positive des Rechtssubjekts. (3) Der Rassenbegriff gibt die selbst dem Fetisch des Kapitals anheimfallende Negation des bürgerlichen Begriffs des Menschen wider. Dessen Unwahrheit wird seine perverse Wahrheit, die die ersehnte Macht zur Sonne der Welt erhebt.
Nach dieser Figur der Revolte des konkret erscheinenden Stoffes gegen die Form, in der sich die Abstraktion zur Darstellung bringt, verläuft die Genesis des Rassismus von den verschiedenen Ausgangspunkten in verschiedene Richtungen.
Gobineau erfährt die Auflösung des Adels in der bürgerlichen Gesellschaft als Rassenniedergang. Kleinbürger propagieren die Rassenaufzucht, der Landmann vom .Hegehof’ her, Handwerker durch die Unterscheidung von geborenen und gewordenen Proletariern, zwei nach Herkunft, Bewährung und sozialer Antriebskraft grundsätzlich verschiedene Arten von Arbeitersippen, wobei die besseren eine .beinah beamtenähnliche Karriere zum Arbeitsmeister’ machen sollen. Wieder andere, sozialdarwinistisch Inspirierte, fordern die Chancengleichheit, um die natürliche Ungleichheit stärker zur Geltung kommen zu lassen — also Ausrüstung eines jeden mit dem gleichen Kapitalkredit zu Beginn der Lebensschlacht. Usw., Solch zersplitterte Ausführungen der Rassengemeinschaft waren Folge der strukturellen Unfähigkeit, Verbindlichkeiten überhaupt zu formulieren. Die diversen Interessen durchkreuzten einander, ließen sich nur durch abstrahierende Überhöhungen und den gemeinsamen Feind synthetisieren. Der Arier mußte den Feind im Rassenkampfe nach seinem Ebenbilde formen. Dazu ward ,der Jude’ auserkoren. In einer Zeit, als die jüdischen Bürger ihre frühere ökonomische Bedeutung verloren, aktualisierten die Rassisten das Bild des Wucherers und transformierten es in eine der kapitalistischen Entwicklung adäquaten Weise. Der durch die Abstraktifizierung in Gang gekommene Zerfall des Konkreten mitsamt seinem Altar aus Geld nahm die Züge des .Gegenmenschen’ und einer unheimlichen, ungreifbaren Verschwörungstätigkeit an: der Jude — Prinzip und Ding/Exemplar in einem. Dessen Rassennatur war dieses Nichts geschuldet, das die Zerstörung der Alten hinterließ,' eine zerwühlte sachliche Welt voller Dinge ohne Seele, in der man sich selbst nicht mehr habhaft wurde.
Selbst die ungeordnete Masse der aufbegehrenden Arbeiter, die noch nicht als solche der Faust im großen Stil entdeckt waren, galten als ein Meilenstein auf dem Weg der jüdischen Unterjochung der Welt: der Jude Mardochai (Marx) entwickelte seine suggestive Lehre zum Schutz des .Raubkapitals’ und zur Ablenkung des Kampfes auf das .volkswirtschaftlich segensreich wirkende Arbeitskapital’. ,Der Proletarier verfällt einem geradezu teuflischen Trug’ und den schon für ihn bereitgestellten Organisationen: der gewerkschaftlichen Bewegung als werbender, in der der Jude Mitleid heuchelt und sich als Führer eine ,morsche unterjochungsfähige Horde heranzüchtet, die er dann mit Gewalt und Zwang in die politische Bewegung hineinpeitscht.’ Die Identifizierung des Juden mit dem Zerfall in Abstraktion allerdings schuf dem antisemitischen Arier ein mittleres Problem: die wesenhafte Bewegung G—G’ emanzipiert sich noch vom jüdischen Urheber, sie ist Selbstbewegung par excellence. Da den Antisemiten die Wahrheit, die er blind noch mitvollzieht, weit weniger gilt als die Macht, meistert er die Hürde, an der die Rassentheorie zerschellt — ungereimt, aber überaus praktisch. Wie sich ihnen die segensreichen kapitalistischen Verhältnisse auf der Folie einer Fiktion einer allgemeinen und äquivalenten Warenproduktion konturieren, so übersetzt er die jüdische Gegenhaftigkeit des Geldkapitals in ein entsprechendes Muster. Es dient der übermäßigen Konsumtion, dem rauschhaften sinnlichen Luxurieren. Des Juden Seelenlosigkeit, die reine Negation kehrt sich zur perversen Gier und Geilheit heraus. Der Rassist kleidet den Gegenmenschen als Untermenschen ein. Hinzu kommt seine Einsicht, daß das unstoffliche, bloß negative Prinzip kaum tragfähige Möglichkeiten der Politisierung enthält ,,Der Untermensch — jene biologischscheinbar völlig gleichgeartete Natur-schöpfung mit Händen, Füßen und einerArt von Gehirn, mit Augen und Mund,ist doch eine ganz andere, eine furchbareKreatur, ist nur ein Wurf zum Menschenhin, mit menschenähnlichen Gesichtszü-gen — geistig, seelisch jedoch tieferstehend als jedes Tier. Im Innern die-ses Menschen ein grausames Chaos wil-der, hemmungsloser Leidenschaften: na-menloser Zerstörungswille, primitivsteBegierde, unverhüllteste Gemeinheit. Un-termensch — sonst nichts! — denn es istnicht alles gleich, was Menschenantlitztrügt! Wehe dem, der das vergißt. Unddiese Unterwelt des Untermenschen fandihren Führer: den ewigen Juden. ” (4) Das treibt physische Angst hervor Der Antisemit projiziert den Stoff reichen Lebens auf den Juden, den er — unmittelbar ökonomisch und psychisch, geschichtlich und aktuell — an sich ausgrenzen mußte. Das arische Prinzip verzichtender Produktion gegen die Sehnsucht nach einem freien Genießen Der Antisemitismus enthält beide Prinzipien, die ausschweifende Sinnlichkeit sowie die abstrakte, zerstörerische Selbstbewegung des Kapitals, die letztere beschreibt eher des Juden Herrschaftsmethodik, die Sphäre großer und internaler Politik, die erste mehr des Juden Innerstes. Großbankier und Börsenagent geraten zum nachgeborenen Abkömmling des jüdischen Trödlers. Das Spekulieren an der Bürse, der Geldhandel in den Banken, erhält im .Schachern’ sein nunmehr eigentliches Wesen. Das klinisch reine Austauschen von Papier gewinnt Leben im Fingern an der Waren und am Käufer/Verkäufer selbst. Die jüdische körperliche Zirkulationsweise selbst gebärdet sich als sexueller Akt, Kapital und Geilheit verstricken sich in eins. Gerade das ängstigt und fasziniert den Antisemiten zugleich.
,, Wer heute in Hemden, Unterhosen undStrümpfen gehandelt hat, macht morgenin Theaterstücken ”, beklagt er mit Entsetzten. An anderer Stelle, nachdem er sich über den Kleiderramsch beschwert hat, den jüdische Warenhäuser verhökern, mag er seine höhnisch voyeuristische Lust nicht mehr bezwingen. An der Kundin des Juden, nun auch in Unmoral und Schuld verfangen, kann seine Phantasie im Akt des Strafens sich nähren ,,Besonders wenn so bekleidete Damennach einem warmen Sommerregen voneinem Ausflug zurückkehren und sichkrampfhaft bemühen, das an sich schonkurze Kleid über die Knie zu ziehen, istes schwer, sich der Anwandlung der Scha-denfrage zu entziehen. ” (5) Nichts hinderte das rassistische Denken, bei der Schadenfreude Halt zu machen, es hatte die identifizierten Eigenschaften im Juden biologisch verwurzelt. Die Ausrottung war von Beginn an antizipiert, quasi beiläufig in höhnischer Manier ans Programm der Vertreibung gehängt ,,Die Judenhaftigkeit läßt sich nichtanders als mit den Juden selbst beseiti-gen”, (6) schrieb Düring 1886! Eine räumliche Beseitigung — gegen die Eindeutigkeit des Gedankens — zur Beruhigung, damit die naturwissenschaftlich fundierte Argumentation über den Rassencharakter im Gestus einer Diskussion über Insektenvertilugung ihren wahrhaft humanitären Cahrakter auch gegenüber den Juden bewahrt. Noch eine Bemerkung hingehuscht über die Gefahr, eine Judenzentrale könne keine Lösung sein, und dann die Konsequenz, die ’Endlösung’ die Juden selbst ziehen zu lassen: „Ohne dieses (ihr Nomadentum) undallein bei sich selbst würden sie einanderzu Speise werden, da ihnen diejenige an-derer Völker fehlte. So etwas wie ein in-ternierter Judenstaat bedeutete daherAusrottung der Juden durch die Juden. ” Die radikalen Antisemiten beschworen die Vernichtung in der Art und Weise, wie sie die Intention danach bestritten Ahlward antwortet hämisch drohend einem Juden, der eine Broschüre gegen sein Buch verfaßte und darin seine Angst vor einem mörderischen Progrom äußerte „Herr Dr., Sie haben mir so oft die'Phrase’ (Blut und Dampf) entgegenge-schleudert, wird Ihnen hier nicht vor Ih-rem eigenen Kinde unheimlich?” Noch boshafter mit Lakonie an anderer Stelle ,, Was nun das Verbrennen betrifft: — Schade ums schöne Holz! Wir Germanenkönnen ja im Winter kaum noch unsereStuben heizen. ” Zu gegebenem Zeitpunkt ging es nicht mehr darum Holz zu sparen. Als der Rußlandfeldzug, der Kampf gegen den jüdisch-bolschewistischen Weltfeind ins Stocken kam, geriet der endgültige Angriff gegen die innere Gestalt des totalen Feindes ins Zentrum.
Die Judenvernichtung erhielt ' absolute Priorität Sie blockierte die Produktivität der Kriegsmaschinerie.
In den Konzentrationslagern ermordeten die rassistischen Antisemiten das, nicht die, was ,das Kapital’, seiner verstrickten Logik entsprechend, für sie geworden war. Im Bilde dessen, was begriffslos ist, schlugen sie alles nieder: die Ausbeutung fremder- Arbeit, die Abstraktifizierung und Entleerung des Lebens, und selbst dem ,vom Kapital’ produzierten Reichtum, den es anders, sinnlich aneignend zu entdecken galt. Die Antisemiten liquidierten sowohl die vermeintliche Quelle der Bedrohung, als auch die Anziehung, die von ihr ausging.
Vom durchs Vorurteil identifizierten Sündenbock zu reden ist verharmlosend. Man unterschlägt so den materiellen Gehalt-, der das Bild des Sündenbocks bestimmt und die schlechte Objektivität gilt als Fehler des einzelnen Subjekts.
Ausschwitz war die kapitaibestimmte Vernichtung seines eigenen Scheins. Die Möglichkeit der Revolution gewann Wirklichkeit als Scheinrevolution: als Revolutionierung , als Massenmord am Schein, welchen das Kapital von sich abwarf.
II Lehrer, Journalisten, Professoren usw., Leute aus dem Milieu der mittleren Intelligenz zumeist übten sich darin, die quasi als Rohstoff vorliegende, verkappt oder offen militante Bewußtseinsform prononciert auszuprägen und .theoretisch’ zur Darstellung zu bringen. Ihre dahingehende Arbeit ist weitaus allgemeiner, als daß sie bloß die Züge ihrer eigenen besonderen Lage trüge, und um bloße Beträge nach Maßgabe scharf kalkulierter Interessen ging es schon gar nicht. Sie waren, wenn auch nicht die Zähne, so doch der Mund des gesamtgesellschaftlichen fetischistischen Ungeistes. Ihre schneidenden Sätze antizipierten, konzipierten und bildeten. In klassischen Zeiten, als die .bürgerliche Gesellschaft’ noch wenig zwingende Motive hatte zu wissen, daß sie kapitalistisch war, maßen die Bürger der Bildung (nicht Aus-Bildung) viel Wert zu. Mit Recht: der durch den Warenaustausch, das Geld, die Abstraktion also gebildete gesellschaftliche Zusammenhang der Privatindividuen muß nachvollzogen werden Das private Subjekt erfährt seine Besonderheit durch seine Arbeit, doch spezifisch aus der Polarität zu der Zirkulation heraus, gegen die Besonderheit der anderen Arbeiten und der abstrakten Allgemeinheit, in der sie alle gleich gelten und die seine besondere Individualität negiert ,,So erscheint im Individuum selbst derWiderspruch zwischen Individuum und
Gesellschaft oder Allgemeinem und Be-sonderem, der in der Individualität desSubjekts bewältigt werden muß, und zwardurch die Bearbeitung seiner besonderenNatur (Anlage, Neigung etc.), d.h. durchdie Bildung seiner Individualität zur be-sonderen Form des Allgemeinen. Der Wi-derspruch zwischen der Beschränkung aufeine den natürlichen Anlagen und Neigun-gen entsprechende berufsmäßig betriebe-ne Privatarbeit und der durch die gesell-schaftliche Arbeitsteilung produziertenTotalität der Bedürfnisse zwingt also dasIndividuum zur Reflexion und damit zurgeistigen Arbeit, der Bewältigung desWiderspruchs durch Bildung. ” (7) Der Bildungsbegriff gab die Form der Subjektivität des privaten Individuums wider. Deren Substanz wird aufgelöst durch den kapitalistischen Vergesellschaftungsprozeß. Das individuelle Produkt spiegelte dem Privatsubjekt seine produktive Potenz wirklich, gegenständlich zurück. Eingefaßt in die kapitalistische Kooperation jedoch, daher ohne Möglichkeit, sein Selbst in bewußter Gesellschaftlichkeit zu gewinnen, muß Individualität sich entwirklichen und dennoch formal — der Form des Warenbesitzers gemäß — erhalten bleiben Der Zerfall der Bildung, allgemeiner ausgedrückt der Subjektivität war wesentliches Politiserungsmoment der präfaschistischen Intelligenz. Der Bildung haben sie vollends den Rest gegeben — aber eine künftige, allgemeine Form der Subjektivität vorweggenommen.
Der schon erwähnte Ahlward, Rektor außer Dienst, wegen antisemitischer Verleumdungen aus der Schule entlassen, gibt sich die Ehre: ,Der Verzweiflungskampf der arischen Völker mit dem Judentum’, 1890; von 250 Seiten ca. 120 eine detaillierte Darlegung seiner Schuldverhältnisse, dienstlichen Angelegenheiten; die zahlreichen Namen seiner Gegenspieler werden genauestens genannt; ähnliche Fälle aus dem persönlichen Bekanntenkreis herangezogen; Ort der Begegnung, Grund, allgemeine Umstände, Zeugen, usw. Je prozeßkundiger seine Angaben — Ahlwards Fanatismus liebt es, durch die Justizmaschinerie geschleust zu werden — desto intensiver ihr Wirklichkeitsgehalt, Amt und Siegel scheinen auch dem Rektor selbst ihre reale Existenz erst zu verbürgen. Noch mehr, wäre keine Geburtsurkunde zur Hand, Ahlward würde, denke ich, sein physisches Dasein anzweifeln.
Dieser Mann nun trommelt für die arischen Völker, sein Titel — Rektor a.D. = Rektor aller Deutschen. Der Gegner ist übermächtig, der Kampf schwer, Unermeßliches muß Ahlward überwinden: ,,Ja am Ende — wende dich entsetztab, Leser — haben wir mitunter ausden für die Hühner bestimmten Brotre-sten ein Mittagsbrot bereiten müssen. ” Eigentlich wollte Ahlward anderes, nach oben, zum Kaiser. Dessen Leib — Körper des Allgemeinen — reichte weit, bis in die Uniformen des preußischen Heeres kleine kaiserliche Gliedmaßen; stocksteif stehen, Schulter an Schulter, Umfallen war da nicht möglich; kein frei strauchelnder liberaler Bürger sein, der sich zuguterletzt samt und sonders in die Nesseln setzt. Ins Heer sehnt sich Ahlward bei Ausbruch des Krieges 1870 ,,Mein erster Versuch, sofort mit ins Feldzu rücken, schlug fehl, da kein Haupt-mann einen Mann, der nur 6 Wochen ge-,dient hatte, haben wollte. Als ich mich anden Major in Jena wandte, wurde ich zu-rückgewiesen, weil ich eine Brille trugZwar warf ich dieselbe an die Erde undrief noch , Eitelkeitsbrille’, aber schonhatten mich die hinten ohne alle Ordnungandrängenden Kameraden, die ebenfallsalles dransetzten, mitzukommen, zu Bo-den gestoßen. ” Der Rektor schaffte dann noch den Sprung ins Heer, aber langfristig nicht den nach Oben, das Unten hat ihn oft erwischt, sogar in seiner furchtbarsten Gestalt: ,,Ich wollte mir aber die Schandeersparen, das Mobiliar vom Gerichtsvoll-zieher abholen zu lassen. . . ” Ahlward sollte als zerstörter Bürger ein Leben fristen, das mit Autonomie und Selbstverwirklichung absolut nichts mehr zu tun hatte. „Mein Ziel konnte auch für dieZukunft nur darin bestehen, die Wucher-schulden auf irgendeine Weise in nie-drig verzinsliche Schulden zu verwan-deln. ” Ein armseliger geronnener Rest war das, kein selbstbewußtes Leben Ahlward zieht nun aus in den Kampf, um Abertausende zu retten. Er zieht und zerrt an den Fäden, die die Wucherer spinnen, die Agenten des Kapitals, die zerstörerischen Politiker, die korrupte Presse und Justiz, die Seelenlosen — die Ketten zerreißen, die Knoten durchhauen, das selbstmächtige Überindividuum im Zentrum entblößen — den gegnerischen Juden. Er braucht den Zweikampf, vor Gericht, von Angesicht zu Angesicht, in Sachen Ahlward gegen ,den Juden’. Er wird den Juden zwingen, das gestohlene Selbst so vieler Arier wieder herauszurücken. Sein eigenes gewinnt er im Kampf, dessen fiktiver Charakter den Helden nur noch glorioser aufleuchten läßt Diese Figur funktioniert verzweifelt, doch immer dichteres Lebensgefühl aufpeitschend, je mehr sich die Verzweiflung intensiviert: die mit der kapitalistischen Vergesellschaftung zerfallende Form bürgerlicher Individualität wird in den Zerfall als dessen Urheber hineinprojiziert Am Bild des übermächtigen Juden konturiert der Arier die eigene, reale verlorene Selbstmächtigkeit, und die objektive Falschheit des Bildes schlägt sich als ewig wiederholte Herausforderung in aufgeblähteren Dimensionen nieder. Der Arier wächst mit seinem Irrtum — bis er platzt oder einschnappt in die paranoide Falle. Diese für die frühen rassistischen Antisemiten prototypische Struktur realisierte eine vergangene Form individueller Subjektivität in der Angewiesenheit auf die unmittelbare Konfrontation im imaginären Kampf zweier Giganten, ein exklusives Gehege für Helden, die unter zeitweisem Beifallsspektakel der sympathisierenden Zaungäste ihre Kräfte verschlissen, ohne Massen und Utopien wirklich formulieren zu können. Ohne Affirmation des Zerfalls waren die heldischen Kräfte nicht zu entfesseln.
Chamberlain schreibt:
„Wie anders der Arier! Schon nach demZeugnis der ältesten Urkunden, (die weitüber alle jüdischen zurückreichen), sehenwir ihn beschäftigt, einem dunklenDrang zu folgen, der ihn antreibt, im ei-genen Herzen zu forschen. Dieser Menschist lustig, lebenstoll, ehrgeizig, leichtsin-nig, er trinkt und er spielt, er jagt und erraubt; plötzlich aber besinnt er sich:das große Rätsel des Daseins nimmt ihnganz gefangen, nicht jedoch als ein reinrationalistisches Problem — woher istdiese Welt? Woher stamme ich? — woraufeine rein logische (und darum unzurei-chende) Antwort zu geben wäre, sondernals ein unmittelbares, zwingendes Lebens-bedürfnis. Nicht verstehen, sondern sein:das ist es, wohin es ihn drängt. Nicht dieVergangenheit mit ihrer Litanei von Ur-sache und Wirkung, sondern die Gegen-wart, die ewig währende Gegenwartfesselt sein staunendes Sinnen. Und nur,das fühlt er, wenn er zu allem, was ihnumgibt, Brücken hinüber geschlagen hat,wenn er sich - das einzige, was er unmit-telbar weiß — in jedem Phänomen wie-dererkennt, jedes Phänomen in sich wie-derfindet, nur wenn er, sozusagen, sichund die Welt in Einklang gesetzt hat,dann darf er hoffen, das Weben des ewi-gen Werkes mit eigenem Ohre zu belau-schen, die geheimnisvolle Musik des Da-seins im eigenen Herzen zu vernehmen. ”
( 8 ) Langbehn schreibt:
„Geist der Individualität ist Geist derScholle. Das Geschick der Menschenwird in Wirklichkeit noch immer vonden Sternen bestimmt; denn jeder Menschbleibt zeitlebens an seine Polhöhe undseinen Meridian gebunden; er kann sichden Einflüssen des Landes und des Bo-dens, auf der er erwuchs, nicht entzie-hen. ,Er ist aus Erde gemacht. ’ ... Esist die Macht des Blutes, um welche essich in allen diesen Verhältnissen han-delt. ” (9) Hier taucht kein Individuum im Ahlwardschen und erst recht nicht im klassischen Sinn aus den mystischen Räumen auf. Privatarbeit bestimmte Aktivität, Einbindung in Gesellschaft durch reale und ideelle Abstraktion entrücken dem verzückten Auge. Dieser Mensch ist in rezeptiver Passivität formuliert. Wenn er gebunden an seinen Stern den Raum des Kosmos durchmißt, dann füllt er sich mit ihm, er entdeckt in sich „den Keimzu unermeßlichen Geschicken, ,den Sa-men der Unsterblichkeit. ’ ” Er ist der Macht zwar immer hingegeben, zugleich aber getrennt von ihr, da er selbst im je aktuellen Moment entgrenzt sein Leben führt, sein volles Sein unmittelbar jede Weite des Raums und der Zeit in sich trägt. Passiv ist er der entgrenzte Raum und die entgrenzte Zeit selbst, und weiter, da die Macht des Blutes aus eben seinem eigenen Blute strömt, wird die transzendente Macht des Schicksals des Menschen eigene Kraft.
Der sterbende selbstmächtige Held Ahlwardscher Fassung wird dem Weltmächtigen weichen, der die Welt ist, in absoluter Einheit mit und Ungeschiedenheit von ihr.
,,Meertiefe Subjektivität, wenn sie einemMenschen gegeben ist, nähert ihn demthierartigen, ja pflanzenartigen Zustand.Anfang und Ende der menschlichen Ent-wicklung gehen harmonisch ineinanderüber. Durch zwei Punkte wird stets eineLinie mathematisch wie geistig bestimmt;verlängert man diejenige, welche von demPunkt Mensch’ zum Punkt Kind’ führt,so trifft sie zunächst den Punkt 'Thier ’und dann den Punkt 'Pflanze’; man ge-langt also zu der Forderung, daß derMensch Pflanze werden solle, daß er dieStufen, die er materiell hinaufgestiegenist, geistig wieder herabzusteigen habe;und daß erst damit das Ziel seiner Ent-wickelung beschlossen sei. "fl0) Langbehn 238 Die Krone des Un-Sinns, die das Haupt des von der Welt (der Fauna) ungeschiedenen Pflanzenmenschen schmückt, verbirgt einen Sinn in den Zacken, die nach unten gehen. Leicht ist der bescheidene 'man' zu übersehen, der im Hintergrund agierend die Linien zieht. Er produziert diesen Menschen, über dessen Wachstum nach seinem Gefallen er wacht wie über Pflanzen, und dessen Bewegungen er kontrolliert wie Tiere in der Gefangenschaft ( 11 ) So windet sich eine Tätigkeit aus den Ideologemen des passivischen Einheitszustandes heraus - die Aktion der Macht Eine eigentümliche Macht ohne primäre äußere Zwecke, die Aneignung des Mehrwerts etwa oder die imperialistische Expansion zur Gewinnung von Rohstoffen, Arbeitskraft usw. Langbehn will die deutsche Menschheit aus dem 'WissenschaftsZeitalter' hinausführen und das 'KunstZeitlater’ einläuten "Möge also der preußische Offiziersgeistüber den entsprechenden preußischen Un-teroffiziersgeist, wie er in Wöllner, Nico-lai, Dubois-Reymond sich kundgegebenhat, dauern, triumphieren. . . .
■ . . Nicolai soll vor Goethe Ordre pariren.Das wäre einmal ein gesunder Übergriffdes Militarismus auf das bürgerliche Le-ben..”(12) 'Redliche Arbeit’ hat ihre Attraktion verloren, nach der 'Mehrarbeit' der Macht über den Zweck hinaus, nach dem Übergriff (nicht Eingriff) steht der Sinn, und der Triumph substituiert den mageren ehrliche Lohn. Der Zerfall des Individuums wird affirmiert, es soll identisch sein in seiner gemeinsten Fragmentierung, dem rauschhaft ausgekosteten Triumph. Der hoffnungslosen Dialektik bürgerlicher Subjektivität, sich durch Arbeit die Welt anzueignen und zugleich durch ihre spezifische Form sich ihr zu entfremden, wird ein verheißungsvolles Ende bereitet. Aktivität springt über in explodierenden Aktivismus als Medium passivischer Einheit denn der Rausch ist passiv, unmittelbar Das volle Sein, sprachlich heraufbeschworen im mystischen Einheitszustand von Einzelnem und 'sinnlich-übersinnlicher Welt’, konkretisiert sich im machtvollen Sein Die doppeldeutigen Formulierungen, in denen jeder Mensch dem Schicksal preisgegeben sei, das Schicksal aber durch das Blut subjektiviert auftritt, creieren die Volksgemeinschaft in 2 Parteien: den Schicksalstragenden und Schicksalsertragenden.
Im Gestus einer herausgestoßenen vergewaltigenden Sprache formt sich die faschistische Utopie, bevor sie wirklich wurde. Jedes Wort ist eingebunden in die totalitäre ’Antiproduktion’, die 'Entlebendigung’ zum Material der Macht. Kein Tenor der Verzweiflung, kaum Aufrute zum Kampf sprechen aus dieser Art von Texten, das imaginäre machtvolle Sein wird als von Natur aus schon immer Existentes ausgebreitet und wartet darauf genossen zu werden — ” rücksichtsvoll bis zur Ge-walt und pietätvoll bis zur Delikatesse. ” (Langbehn über die Bismarcksche Politik) Die Theoreme selber werden Medien des Rausches, dargebracht dem arischen Volk, doch ohne jedem Rassengenossen gleiche Teilnahme zu gewähren. 2 unterschiedene Formen von Subjektivität kristallisieren sich aus der allgemeinen Fassung heraus, die eine Domäne des Genies, die andere Aktionsfeld der Masse Die neuen Führer — ausgestattet mit den formalen Erkenntnissen der Zeit, deren Formmangel, der als lebloser Spezialismus erscheint, durch Intuition ergänzend (womit sie die Dialektik der Aufklärung in der falschen Richtung verabsolutieren und beides zerstören) — verklären ihre brutale Aufgabe zu einer Art magischen Mathematik im Politbüro der technokratischen Vorsehung. Propheten und 'heimliche Kaiser’, die abgezirkelte Linien um und durch die Menschen ziehen wie Langbehn, die die Kurve des segensreichen Sternes der Religion vorausberechnen wie Lagarde, die die Rasse mit dem Kraftfeld des Magneten vergleichen wie Chamberlain. Als Spezialisten des Ganzen verkoppeln sie Materie und Mystik, beide treffen in ihnen als den zentralen Schnittpunkten zusammen. Sie, die Genies, rechnen sich selbst aus dem Bestimmungszusammenhang des Schicksals heraus und die minderwertigen Rassengenossen und erst recht die Feinde hinein. Sie lesen den Mythos und formen die Materie, die Rasse nach der Lektüre. Diese magische Mathematik ist Medium der Differenzierung der absoluten Einheit in Genie und dessen Menschenmaterial und das Gerüst für den Panoramablick auf Erde und Stern Ihr Erkenntnisvermögen wird strukturiert nach dem Modell magischer Erfahrung im Einheitsbereich der Dreiheit von Name, Ding und metaphysischem Ding. Die transzentale Kraft zur kosmischen Erfahrung, den mächtigen Blutströmen zu folgen, die dingliche leibhaftige Gestalt der Rassengenossen und dessen allzu wirklichen Herrschaftsansprüche, sie synthetisieren sich durch den Begriff Rasse, über dessen Realität Chamberlain schreibt "Unmittelbar überzeugend wie nichts an-deres ist der Besitz von 'Rasse ’ im eigenenBewußtsein. ” Der Begriff gratuliert sich selbst zum Geburtstag, dem einschneidenden Tag, als der Arier im begriffslosen Begriff par excellence sein Weltgeld entdeckte, alle lebendigen und dinglichen Reichtümer enthaltend doch exklusiv im Gebrauch Bloch hielt die Ungleichzeitigkeit für die Basis des faschistischen Bewußtseins und übersah das Problem, wie sich das ungleichzeitige Bewußtsein über den Raum, in dem es sich konstituiert, hinaus vergesellschaftet werden soll, ohne in Gleichzeitigkeit zu transformieren. Mir scheint, daß die Rassisten, die sich gegen das jüdische Geld als zinstragendes Kapital polarisierten, durch die Form des Geldes als Geld hindurch ihren Bewußtseinshorizont 'erweiterten’ Das Geld, an dem seine Genesis verschwindet, ein sinnliches Ding, das übersinnlich die produktive Potentialität der Welt in seiner Einheit bewahrt, doch seiner allgemeinen Geltung entrissen und zum Akzidens des Herrschens besondert, konstituierte die De ft k form der fiktiven magischen Mystik, bitter notwendig, um die unter ihr befaßten divergierenden Einzelinteressen dergestalt überhöht zu vereinheitlichen. Die alte Magie vermittelte zwischen den gerade aus dem unmittelbaren Naturzusammenhang sich herauslösenden Menschen Und dessen nicht bewältigbarer Schrecknis erregenden Totalität. Die faschistische potenzierte die 2. Natur zum fiktiven, aber absoluten Naturraum im Gesellschaftlichen. Ihr kümmerlicher Rest an realem Naturgehalt lag in der Resurrektion der unmittelbaren Gewalt und des physischen Machterlebnisses durch den Versuch der Zerstörung der emanzipatorischen Geschichte überhaupt. Was dem Präfaschisten so im Nachvollzug der Auflösung des bürgerlichen Selbst als Auflösung in Natur erschien, sollte sich tatsächlich unter den Nationalsozialisten zur Revolte der (vom geschichtlichen Ort der entsubjektivierten Subjekte) selbstlosen Natur der Menschen und zugleich des hemmungslos subjektivistischen naturlosen Selbst entwickeln In der Utopie absoluter Verfügung, der Spielhölle der Genies, formte sich der reale Schein natürlicher Götter und Träger des Schicksals in Menschenhaut Die Masse sollte ihren Triumph woanders, unter Aufsicht agieren "Aber der Krieg muß dasein, die Fahnenmüssen wehen, die Trompeten geblasenwerden. ” (Lagarde) "Der Gang der Weltgeschichte bewegtsich nach einer kriegerischen Marschmu-sik — Krieg und Kunst gehören zusammen- auch in der Unendlichkeit. Und das Ge-samtleben soll dem Einzelleben parallelgehen; das ist der Gang des Helden durchdie Welt: Parademarsch, im Kugelregen,bei klingendem Spiel! ” (Langbehn) Der Krieg unter Absehung von Kriegszielen leuchtet als utopische Daseinsform und Bad innerer Reinigung auf: Formierter und eingeordneter Aktivismus, der das Dienen und Herrschen synthetisiert und daselbst zum Medium der passivischen Einheit des 'Individuums’ mit seiner Bewegung wird, die der gesellschaftlichen einsynchronisiert ist. Das Bewußtsein des Einzelnen zielt nicht mehr auf vermittelnde Arbeit, sondern genießt kontemplativ die eigene Aktion, konsumiert die Fülle des eigenen und gesellschaftlich bewegten Leibes.
Der Wunsch nach Ganzheit und einem Mehr an Materie wirkt hier eingegrenzter aber auch unmittelbarer als in der Utopie gottähnlicher Verfügung.
Auch heute spricht aus den Äußerungen vieler Väter, wie sehr sich der utopische Krieg, das Fronterlebnis in ihr Leben einschrieb. Die Mischung von aus dem funktionellen, abstrakten Verkehr ausbrechender Kameradschaft und der ungeheuer entfalteten Energie, an der die Krieger teilnahmen, spricht nicht nur die Besonderheit des Krieges "gegen den Frieden aus.
Die kapitalistische Vergesellschaftung entreißt den Privatindividuen ihre Produktivität, sie haben aufgehört sich zu gehören, sobald sie in deren Bereich treten. Diese Produktivität abstrahiert sich zum kooperativen Zusammenhang des Kapitals, ein fragmentiertes, sich im einzelnen verflüchtigendes Kaleidoskop angewandter subjektloser Arbeiten — Flandgriffe, wissenschaftliche Formeln, Zahlenkolonnen usw., ein ruheloses Fließen über die enteigneten, Einzelnen hinweg.
In der Maschinerie jedoch, als Daseinsform des Kapitals und im vielfach vermittelten Fetisch seiner Produktivität findet die Wiederverkörperung des abstrakten gesellschaftlichen Verhältnisses statt. Die Welt gebiert sich aufs neue — im handgreiflichen Ding. In diesen Körper lädt der Fetisch des Kapitals die Antikapitalisten als neue Heimat ein. Wer sich hier ansiedeln will, muß den Anspruch auf selbstbestimmte Subjektivität vollends fallenlassen, doch wer sich einhängt, nimmt teil am gewaltigsten Energiausstoß der alle anderen vereinzelten Energiequanten mit lautem Rasseln zerstört.
Die Utopie bettet sich in einer kapitalistischen Maschinerie, die ihrem eigenen Fetisch nachgibt in der scheinbaren und wirklichen Emanzipation von den stofflichen Grundlagen in Hinblick auf die Notwendigkeit der Reproduktion von Gütern, eine Maschinerie ohne Zwecke, außer dem, Energie und Kraft freizusetzen; die weiterhin in Form der unter ihr befaßten Individuen als Warenbesitzer restlos abstreift und sie gelten läßt als das, was sie sind — mit kognitiven Fähigkeiten ausgestattete Physis, die sich in aufgezwungener Anhänglichkeit untereinander kameradschaftlich verschweißt. Diese Maschineneinheit von Mensch und Maschine verschleißt für ihr utopisches Funktionieren das Material, das sie als Feind bebildert. (13) Sie ist wesentlich produktive Destruktion, unfähig zur produktiven Produktion, deswegen kommt sie gerade im Krieg zu sich. Ihre menschlichen Akteure sind tatsächlich identische Wesen des Kapitals, das seinen Gegensatz zum Stoff eliminiert hat. Ich denke, hier fundiert sich die kapitalistische Basis reaktionärer Massensubjektivität, die bisher in der faschistischen Masse mündete. Der Kampf um das Vorrücken der Front kreist in der Spirale der Front, und herrlich ist der Kampf um die Straße. Sie konstituieren die Einheit von Raum, Zeit und Aktion gegen den normalkapitalistischen Zerfall, und das Bewußtsein der Kämpfenden produziert, wie ich anzudeuten versucht habe, den begleitenden Rausch der energieträchtigen Aktion der Macht. Sein und Bewußtsein verkommen real zur fetischistischen Identität und markieren den Punkt, wo Psychologie zur Verharmlosung wird. Es scheint mir grotesk, wie Hans Gerd Jaschke im Diskus 2 dieses Jahres vom ”sinnhaften’ klassenkämpferischen Eintreten der Naziss” zu reden, oder: ’ ’Sinnhaftig-keit für junge NS-Mitglieder bedeuteteEinsatz für die Bewegung den ganzenTag”, um den Neofaschismus als ” wahr-haft ’verkehrten ’ Protest gegen den durchAnpassungsdruck im Alltag erzwungenenund erzeugten Mangel an Sinn ” gegen den wohl sinnstiftenden historischen Faschismus abzusetzen. Von Sinn ist bloß subjektiv nicht zu reden, außer man akzeptiert einen Amoklauf als sinnträchtig, wenn jemand sich ’abreagieren’ will.
Es ist die objektive Transzendenz des einzelnen integrativen Un-Sinns in die Bewegung, den gesellschaftlichen Energieausstoß hinein, die den Faschismus im nicht empririschen Mehr utopisch aufscheinen läßt. Der sprachlich formulierte ’Sinn’, die Theoreme, das inhaltliche Stammeln der Individuen bezeugen den Zerfall des objektiven Sinns, des Wahrheit und Emanzipation suchenden Denkens und Handelns.
Die Aktualität einer genuinen faschistoiden Subjektivität, mit anders geschminktem Gesicht, ohne jüdische Juden vielleicht, liegt in der Form der kapitalistischen Maschinerie (nicht unmittelbar dem Ding Maschine), der fetischistischen ’Fabrikgesellschaft’ und der Bereitschaft von Einzelnen, sich in Massen, Horden und Meuten nach deren Form zu formen.
Die (unpolitischen) Ansätze dazu sind tatsächlich verstreut unter den verschiedensten Gruppen und Einzelnen in objektiv ebenso geformten Gebilden, den mit Machtemblemen versehenen Motorradgangs wie dem Autofahrer, der für sich alleine ganz Maschine und nur das ist (aber auch der Radfahrer, der meint, mit seinen Füßen sich in ursprüngliche Natur zurückzutreten), doch gerade die Neofaschisten zeigen ihre Bereitschaft auf höherer Stufe, da sie Feindbilder politisch zu bewegen angefangen haben.
Uli Jähner
Anmerkungen
1. Kapital III, S. 195 2. Die Begriffe “raffendes’ und ‘schaffendes’ Kapital oder auch “Arbeits-’ und ‘Raubkapital’ waren die Topoi, nach denen der antikapitalistische Blick die ökonomischen Beziehungen strukturierte.
3. Das würde bedeuten, daß die Rassengesellschaft existiert, aber freüich nicht in einem Sinn, der die Wahrheit des Rassenbegriffs behauptet. Die Rassengesellschaft existiert als Form, die die reale gesellschaftliche Zerstörung der Menschen zum Ausdruck bringt und nun die Vernichtung durch exklusive Herrschaft zum Programm erhebt. (Damit ist sie mehr als bloße Fiktion eines falschen Bewußtseins - eine weitverbreitete Lesart, die letztlich den Rassisten bloß zum Spinner erklären kann.) Denkt man den Gedankengang weiter, dann stellt sich die Frage, ob die faschistische Gesellschaft wesentlich eine Vemichtungsgesellschaft ist, deren Produktionen nur Erscheinungsformen der Destruktion sind.
Daraus würde folgen, daß der Zusammenhang von Faschismus und Kapitalismus bloß auf der Ebene der Herrschaftsform (des Ausnahmestaates) nicht adäquat zu diskutieren ist.
Es ginge vielmehr darum, daß der Faschismus die dem Kapitalverhältnis inhärente Zerstörung alles Konkreten, Lebendigen durch die gegenständliche Abstraktion ' totalitär realisiert und dabei noch versucht, sich vom Doppelcharakter abzustossen, dem das Kapital im Zwang zur stofflichen Reproduktion verhaftet bleibt. Die Analyse Sohn-Rethels, die den fiktiven Charakter der Wertreproduktion in der fachistischen Ökonomie in Deutschland aufzeigt, würde diese These indirekt bestätigen. Denn diese fiktive Wertreproduktion, deren Realisation den Sieg und die Kriegsbeute voraussetzt, hat dem absoluten Zerstörungsgehalt des genuin Faschistischen nichts entgegenzusetzen.
4. Das Zitat stammt aus einer Propagandabroschüre des SS-Hauptamtes. Es faßt die Unterstellungen zusammen, die in früheren antisemitischen Schriften spezifischer formuliert wurden - über den Einfluß der Juden im Theater, Kino, Bordellwesen usw.
5. Theodor Fritsch, Handbuch der Judenfrage, D. 96. Die 1. Ausgabe erschien 1887 unter dem Titel Antisemiten-Katechismus 6. Eugen Dühring, Die Judenfrage als Rassen-, Sitten- und Culturfrage, 1881 7. Gabriele Althaus, Die negative Pädagogik in Adornos kritischer Theorie, Diss. phü. Berlin 1976 8. Houston Stewart Chamberlain, Die Grundlagen des 19. Jahrhunderts, 1899, S. 221 9. Julius Langbehn, Rembrand als Erzieher, 1890, S. 40. Das Buch, ohne Namensnennung - von einem Deutschen - veröffentlicht, war zusammen mit Paul de Lagrade’s Deutschen Schriften der erste Bestseller einer ausformulierten völkischen Utopie.
10. a.a.O.,S. 238 11. Elias Canetti formuliert dieses Bild von Pflanze und Tier in Masse und Macht, Bd. 1, S. 246 in Bezug auf die Macht der Mutter über das Kind.
12. Langbehn, S. 109 13. Die Feinde waren in erster Linie die Juden. Ich denke, daß sich die Andeutungen in I über die Scheinrevolution hier konkretisieren lassen: die fetischisierte Maschine gibt die Grundlage der faschistischen Subjektivität, wie sie sich im Verlauf des Antisemitismus und dessen Verwirklichung äußerte, wenn auch in nochmaliger Überformung: der unmittelbare Rausch des Energieausstoßes in der Einheit mit der Maschine spaltet sich auf in die Utopie der Perfektion, mit der die Einzelnen Rädchen-Menschen ineinandergreifen, und dem parallelen ‘Selbstbewußtsein’, Diener einer ungeheuren geschichtlichen Mission zu sein. (Darüber geben Höss und Eichmann Aufschluß.)