Wenn Du in unserer Universität eine Vorlesung besuchen willst, so wirst Du einige erstaunliche Feststellungen machen. Natürlich weißt Du, daß die Universität überfüllter ist als je zuvor. Du gehst deshalb rechtzeitig zur Vorlesung, um Dir einen Platz zu sichern. Doch vergebens, der Hörsaal ist zwar noch ziemlich leer, aber alle Plätze sind mit Zetteln belegt. Du mußt betrübt wieder abziehen, weil einige Kommilitonen auf den löblichen Gedanken verfallen sind, vier, fünf oder mehr Plätze zugleich zu belegen. Hast Du doch noch einen Platz gefunden, so gedenkst Du nunmehr, in Ruhe die Vorlesung über Dich ergehen zu lassen. Aber bald wirst Du wieder aufgeschreckt, denn einige unentwegte Zuspätkommer betreten laut und vernehmlich den Hörsaal. Es sind hartgesottene Gesellen, die sich nicht einmal durch das Scharren des Auditoriums aus der Ruhe bringen lassen.

Die letzten zehn Minuten der Vorlesung gehen Dir gewöhnlich verloren, denn diese Zeit gehört den klappernden Aktentaschen der stets Eiligen. Auch dringt von draußen dumpfes Getöse herein, dort ist unter den Hörem der nächsten Vorlesung ein erbitterter Kampf um den Platz an der Tür entbrannt. Kaum hat aber der Professor das letzte Wort gesprochen, da tun sich die Türen des Hörsaals weit auf. Und wie die Wassermassen die Staustufe eines Flusses hinabstürzen, so stürzt eine wilde Menge entfesselter Kommilitonen in den Hörsaal. Zuerst schüttelst Du den Kopfe, dann faßt Du Mut und versuchst, den Ausgang zu gewinnen. Aber was heißt hier Ausgang? Alle Türen sind Eingänge geworden. So mußt Du kämpfen. Als ein Zerzauster findest Du Dich draußen wieder. Drinnen tobt die Schlacht weiter. Du denkst im stillen an einige neue Omnibusse der Städtischen Straßenbahnen, wo die Einstiege und Ausstiege getrennt sind. Oder an ähnliche Einrichtungen in den Frankfurter Kinos. Wie schön wäre es, könnte man bei unseren Hörsälen auch die eine Tür als Eingang, die andere als Ausgang benutzen! Männe