Mit dem Tode von Professor Kalveram ist ein an Arbeit und Erfolgen ungewöhnlich reiches LeDen zu Ende gegangen. Bald nach dem ersten Weltkrieg hatte sich Professor Kalveram zunächst als Lehrbeauftragter neben seinem Beruf als Handelslehrer an den Städtischen Handelslehranstalten Frankfurt a. M. der wissenschaftlichen Tätigkeit zugewandt. Wie auf seinen Lehrer, Prof. Schmidt, übte auch auf ihn die Inflation in den zwanziger Jahren einen nachhaltigen Einfluß aus; sie lenkte ihn auf das Gebiet des Kreditwesens und namentlich auf die Bankbetriebslehre, die dank seinen Publikationen in kurzer Zeit gleichberechtigt in die Reihe der speziellen Betriebslehren gestellt werden konnte. Ein großes Verdienst hat sich Prof. Kalveram auch durch seine betriebstechnischen Werke, die Kaufmännische Buchhaltung und das Kaufmännische Rechnen erworben. Mit beiden Werken wollte er den Studierenden das notwendige betriebstechnische Handwerkszeug geben. Methodisch ungewöhnlich geschickt gestaltet, haben sie an vielen Hochschulen und Fakultäten die betriebstechnischen Uebungen und Vorklausuren fast schlagartig auf ein höheres Niveau gehoben und das Fundament für das betriebswirtschaftliche Studium verbreitert und vertieft.

Von diesem betriebstechnischen Arbeitsfeld war es nur ein Schritt zu einem weiteren Forschungs- und Lehrbereich von Prof. Kalveram, dem betrieblichen Rechnungswesen im ganzen. Als dann sein Schüler, Prof. K. Theisinger, 1940 als Ordinarius nach Frankfurt a. M. zur Leitung des neugegründeten Instituts für das Kreditwesen berufen wurde, wandte sich Prof. Kalveram, bald das 60. Lebensjahr vollendend, mit der ihm zeitlebens eigenen Elastizität und Vitalität der Industriebetriebslehre zu.

Kennzeichnend für Professor Kalveram war ein starkes Bedürfnis nach Verbindung mit der Wirtschaftspraxis. Er ging nicht nur in die Betriebe, um zu sehen und zu hören und Anschauung und Anregung zu empfangen, ihn drängte es nicht weniger zu gestaltender Tat in der Praxis. Ihm ging es darum, Wissenschaft und Praxis miteinander zu verfugen. Er war nicht nur ein ausgezeichneter Lehrer der Studenten, sondern auch der Wirtschaftspraxis. Daß Professor Kalveram, vom Lehrerberuf kommend, eine wahrhaft begnadete Lehrerpersönlichkeit war, konnten alle die Tausende von Studenten feststellen, die Semester hindurch zu seinen Füßen gesessen und Vergleichsmöglichkeiten hatten. Eine nicht alltägliche Gabe der leichtfaßlichen und einprägsamen Darstellung hat auch seinen zahlreichen Publikationen den Stempel aufgedrückt.

Professor Kalveram hat die ihm von der Natur gegebenen Fähigkeiten mit zäher Energie und schonungslos gegen sich zur höchsten Entfaltung gebracht. Leben hieß für ihn wirken. Das hinderte ihn aber nicht, jede Gelegenheit zu ergreifen, um mit seinen Studenten einige frohe Stunden zu verbringen.

Alle diejenigen, die sich zu seinen Schülern zählen dürfen und von denen heute viele an verantwortlicher Stelle wirken, werden seiner immer dankbar und in Verehrung gedenken. Prof. Dr. R. Henzler