Die erste Nummer der Frankfurter Studentenzeitung liegt vor — in jeder Beziehung eine angenehme Ueberraschung. Ein gefälliges Aeußeres, vernünftige Artikel, flott geschriebene Glossen — doch ich stutze, als mein Blick auf das Impressum fällt. Um mit Heinz Erhardt zu sprechen, ich stutze mehrmals!

„Amerika, Du hast es besser“, sagte schon Goethe — diesmal weder in „Faust I“ noch in „Faust II“ —, und in Amerika haben es die Männer auch so gut, daß sie ihren zweiten Vornamen abgekürzt hinter ihren Rufnamen setzen können, ohne daß ein Mensch sich darüber mokiert In Deutschland dagegen — in Deutschland ist es, mit Verlaub zu sagen, eine Modetorheit, die mit dem Auftauchen westlicher Besatzungstruppen eingeführt wurde, dieses Karl H. Müller oder Gustav W. Lehmann — eine Modetorheit, der die ganze Redaktion geschlossen unterliegt! Man wartet eigentlich auf den nächsten Schritt, nämlich die offensichtlich von den Indianern angenommene Sitte der schmückenden Beinamen, die man vorerst auch in Amerika nur Generalen und Sportsleuten zuerkennt (so z. B. „Stonewall“ Jackson) — es wäre doch schön, wenn ein Redakteur sich Eugen E. „Geistesblitz“ Meyer nennen könnte!

Muß das so sein, daß der Deutsche, sobald er mit anderen Völkern und Rassen in nähere Berührung kommt, freiwillig und möglichst schnell Teile seines eigenen Lebens- und Kulturkreises opfert? „Nationales Selbstbewußtsein“ ist ein abgegriffener Ausdruck, man sollte ihn aber möglichst schnell aus der Schlagwortkiste herausnehmen und ihm wieder den ihm gebührenden Sinn und Inhalt geben. Gewiß, es sind nur Kleinigkeiten, an denen hier Kritik geübt wird — aber mit Kleinigkeiten fängt es immer an! Zck