Ministerialrat Dr. Klingelhöfer gestorben
Der stellvertretende und geschäftsführende Vorsitzende des Kuratoriums der Johann-Wolfgang-GoetheUniversität, Ministerialrat Dr. jur. et. rer. pol., Dr. med. h. c. Paul Klingelhöfer, ist am Ostersamstag an einem Herzschlag gestorben. Man darf sagen: dieser Tod hat dieses Leben besiegelt. Die ihm nahestanden, wußten seit langen Monaten, daß die schwere Kreislaufstörung — Folge allein einer Pflichterfüllung, die keine Rücksicht auf die Lebenskräfte nahm — nur zu beheben sein würde, wenn der Leidende sich entschlösse, in dieser Lebensgefahr nun endlich einmal zunächst an sich zu denken und dann erst an die Verantwortung, die er für andere und anderes trug. Seine Freunde haben es an Warnungen und Beschwörungen nicht fehlen lassen. Umsonst. Kaum war eine leichte Besserung eingetreten, stürzte er sich, dem ärztlichen Verbot zum Trotz, mit seinem ganzen kranken Herzen wieder in die Schwierigkeiten und Aufregungen seiner zahlreichen Aemter. Er konnte nicht anders. Denn die Pflicht war ihm immer Herzenssache.
Als gelernter Jurist hatte sich der Hochgebildete und unablässig um Weiterbildung Bemühte schon früh der Verwaltung des öffentlichen Bildungswesens verschrieben Daß es außergewöhnlich war, was er als Ministerialrat im Preußischen Kultusministerium für „seine“ Hochschulen geleistet hat, bezeugte ihm die Universität Marburg durch die Verleihung des medizinischen Ehrendoktors. Wegen seiner antinazistischen Haltung vorzeitig in den Ruhestand versetzt, empfand der Schaffensfreudige 1946 es als ein besonderes Glück, daß die Berufung nach Frankfurt ihm noch einmal eine große Aufgabe stellte. Die Universität Frankfurt aber verdankt seinem reichen, in der Meisterlehre des Ministeriums Becker geschulten Wissen und Können Wesentliches ihrer Wiederaufbauerfolge. Seine sachliche Leistungsfähigkeit wird schwer zu ersetzen sein. Ganz unersetzlich aber ist die Persönlichkeit, die in dieser Zeit, da Wirkung ohne das Tamtam von Propaganda kaum noch möglich zu sein scheint, das Beispiel eines Lebens unter der Devise „Mehr Sein als Scheinen“ gegeben hat Professor Dr. H. Weinstock