Inges Nebenleben
Inge ist Bardame in einem Frankfurter Nachtlokal. Zehn Prozent des Getränkeumsatzes, den sie mit „ihren“ Gästen erzielt, gehören ihr. Ist Kundenebbe, bekommt sie einen fixen Betrag. Wenn alles glatt geht, verdient sie monatlich 300 bis 400 D-Mark.
Die „Bardame“ ist Inges Nebenleben. Das richtige hat ein wesentlich anderes Gesicht. Inge ist Chemiestudentin. Im nächsten Semester will sie in Frankfurt weitermachen. Aber ohne Geld? Sie kommt aus Ostdeutschland. Eltern leben nicht mehr. Kindermädchen und Krankenpflegerinnen werden kaum noch gesucht. Also ging sie in die Bar.
Auf die Dauer geht es natürlich nicht, sagt sich das Mädchen. Ideal wäre es, man könnte ein halbes Jahr als Bardame Geld verdienen, und dann in Ruhe zwei Semester absolvieren Taxigirl? Nein, das sei sie nicht. Die gäbe es nur in Hamburg und Düsseldorf.
(Fortsetzung auf Seite 12)
Inge hat etwas Angst vor dem Frankfurter AStA, dem allgemeinen Studentenausschuß. Der sei bedeutend konservativer als der gleiche Ausschuß in Stuttgart. Dort habe sie früher studiert, und von dort kam sie auch nach Frankfurt. Durch Vermittlung eines Bekannten.
Inge ist zuversichtlich. Sie glaubt, sie wird die Zukunft schon meistern
Der „konservative“ ASTA der Frankfurter Universität hat sich in seiner Sitzung am 18. 4. bereiterklärt, die Studentin Inge in ihrer Bar zu besuchen, wenn sie dem ASTA a) ihr Nachtlokal bekannt gibt und b) erklärt, warum sie den ASTA für. konservativ hält.
(D.R)