Werkstudent sein heißt, sich der Kaltwassertherapie auszusetzen, sich ins Naß hineinzustürzen, nicht nur mit dem Bestreben, wieder ans Ufer (zu den Büchern) zu kommen, sondern in dem Wasser auch ein paar Schätze zu fischen und ein wenig sich in dem Element wie zuhause bewegen zu können. Manchmal merkt man dabei, daß das Wasser gar nicht kalt ist, sondern warm — und das nicht nur durch die eigene Bewegung — es ist halt ein besonderes Wasser Den Badeanzug für das große Becken und die Materie Silber darin haben, wir acht Studenten aus Frankfurt, Marburg und Darmstadt Herrn Oxley, die Wärme dem „Haus Schwalbach“ zu verdanken. Als wir vor dem Heim ankamen, wußten wir nur von „Pflege der Jugend“ und „Bildung der Erwachsenen“. Wir haben in den ersten zehn Tagen in einem Kurs über „Internationale JugendGemeinschaftsdienste“, den wir tätig mitmachten (dort oben gibt es in keinem Kurs ein passives Danebenstehen), den Geist des Hauses kennengelernt: große Toleranz einem jedem gegenüber. Doch das ist das Schöne, daß in der Toleranz nicht alles auseinanderfließt, sondern daß eine echte Gruppenarbeit zustande kommt, die fruchtbaren Austausch, Anregung, Anerkennen und gemeinsame Erkenntnis gibt.

Es war uns durch die gute Aufnahme und den zwanglosen Ton leicht, in die Arbeit des Hauses hineinzukommen. Wir konnten, je nach Begabung und Neigung, unsere Arbeit selbst vorschlagen: Dorfabende mit Laienspiel, Singen und Spielen mit der Jugend in der Umgegend, Verbindung mit den Jugendgruppen, Ausarbeiten von Feierstunden für das Haus, Mitarbeit (Vorbereitung, Teilnahme und Ausarbeitung) an den Kursen, Statistik des Hauses usw.

Wir hoffen, daß wir nicht unnütz waren für das Haus und seine Arbeitsziele; für uns selbst war die Zeit fruchtbar, vor allem durch die Menschen, mit denen wir zusammenkamen: wir lernten, Menschen zu „sehen“, sie anzuhören, und wir konnten Fäden spinnen im Gespräch. Und nicht zuletzt: wir hatten viel, viel Freude; man möge uns verzeihen, wenn nicht nur die Kemenate, sondern auch manchmal das ganze Haus erzitterte. War dies „Bewegtwerden“ und „Bewegen“ nicht unser bester Dank? U. A.