Abgesehen von der Einleitung handelt es sich bei dem vorliegenden Quartheft um ein Readymade. Aus einem Abfallprodukt, wie es von jeder Tagung übrigbleibt, dem Protokoll, haben F. C. Delius und Karl-Heinz Stanzick ein wirksames Buch gemacht.

Es sollten sich mehr Verleger finden, die es wagen, praktischen und spröden(?) Texten einen Markt zu schaffen, die in dem Sinne ein wesentlicher Bestandteil unserer sprachlichen Welt sind, als sich in ihnen die wirtschaftlich und politisch Einflußreichen ausdrücken Delius löst Teile des Protokolls vom Deutschen Wirtschaftstag der CDU/CSU 1965 in Zeilen auf und gibt damit den Äußerungen das sprachliche Gewicht das ihrem gesellschaftspolitischen entspricht. K.-H. Stanzick kontrastiert den Text dann mit aufklärenden Zitaten Da liest man denn von einem der Autoren der Sozialenquete, dem Professor Schreiber aus Köln, folgende geflügelte Worte: Der ökonomische Fortbestand der Gesellschaftmacht es wünschenswert, daß aus jeder EheIm Durchschnitt mindestens 2,4 Kinder hervorgehenNatürlich kann niemand 2,4 Kinder haben.

Ein Kind ist eine Einheit, die Einheit der GesellschaftGemeint ist die DurchschnittszahlFür jeden gesund empfindenden Menschen ist daseigene Kindeine Glücksquelle ersten Ranges, ein nutzenreiches Guteine Ursache gesteigerten Lebensgefühls . . .

Es ist gut, daß im Anhang die Titel der Herren, alle angeführt werden; man weiß dann wenigstens, wie ernst man ihre Worte nehmen muß, wieviel Kapital den Wünschen und Zielvorstellungen praktisches Gewicht verleiht.

Vielleicht war außer einigen Ministern in dem Arbeitskreis „Die freiheitliche Ordnung der Gesellschaft — Aufgabe der Sozialpolitik“ auch der Bischof Lilje anwesend — von dem übrigens die oben zitierte schöne Metapher stammt (S. 23) —, als ein Herr Klingspor (Kristallverarbeitung Neckarsulm) unwidersprochen behaupten und fordern durfte: Heute ist Gott sei dank von Herrn Bischof Liljesehr deutlich der Weg dorthin gezeigt worden.

Wir wissen sehr genau,daß der Arbeiter für echte Lebensfragen ansprechbar ist.Wir müssen bloß den Mut dazu haben,wir müssen ihm nur sagen: Nur der Mensch,der aus der christlichen Lebenshaltung heraus eineigenesLebensfundament hat, ist in der Lage, das zu tun, waser möchte.

Die echte Freiheit Ist, das tun zu dürfen,was man sollDas muß der Arbeiter wieder begreifen . . .

Es ist gut, daß K.-H. Stanzick der Versuchung widerstanden hat, ideologie-kritisch an solche Texte heranzugehen. Man kann hier nicht von der Idee her argumentieren oder wenn, nur so wie S. 43/44. Hier gehören erst einma Fakten her. Vorsichtig aber prägnant setzt er Tabellen, Statistiken, Zeitungsberichte, manchmal mitten im Satz — pfeifend entweicht ihm die schlechte Luft Solche politischen Übungsbücher müßten als Groschenhefte gedruckt werden — nur: wer sie liest, hat die kalte Wut meist schon vorher Helmut Hartwig