Einzige Vorschrift der Ausschreibung: Postkartenformat, also 14,5 mal 10 Zentimeter. Auch Einladungen und Plakate waren dann eine Postkarte: Eröffnung zweiter Dezember sechsundsechszig; „es spielt W. Zimbrich auf seinem Grammophon“ (Die Christel von derPost zum Beispiel oder den bekannten Postil-lion von ...; Die Schlacht bei Sedandas Ge-wehr üüber /) — Dies und die Jahreszeit legt’s nah, an eine Demonstration gegen die alljährliche Postflut zur Weihnachts- und Neujahrszeit zu denken („Schon wieder naht, mein Lieber...!"); aber man sollte derlei nicht strapazieren: genau so gut kann man von einer Ausstellung kleiner Formate sprechen. Hier bleibt die Briefmarke auf der Zunge eine Anspielung im lockern Hintergrund und dennoch Spaß genug, sich vorzustellen wie dies und das (die Plastiken M. Baduras etwa, den Patio im November vorstellte; die Lamellen-Objekte Kissels; S. Reich a. d. Stolpes aufgeklappte Muschelschachteln u. a. m.) einen Briefkastenschlitz in Verlegenheit bringen könnte.

So viel zum Anlaß; was aber stellte sich ein? Patio tat gut daran, auf jede Jury zu verzichten und unzensiert passieren zu lassen, was eben sich anbot: so präsentierte sich’s wie’s eintraf, ein bunter Teppich, braver Tusch, Gekonntes, Ambitioniertes und weniger Ambitioniertes, gutes Handwerk, Goldrähmchen usw. usf. für alle vier Wände der Galerie. Feine Einfälle kamen auch von den Patio-Mitgliedern selbst: H. B. Baerenz lieferte ein Modell auswechselbarer Köpfeteile, W. Zimbrich bunte Krawatten (in Holz und Pappe), G. Scherer ein Groschen- und Fünferlspiel unterm Motto Spare in der Zeit, so hast du in der Not. In der Reihe der übrigen (insgesamt wohl achtzig) Teilnehmer: H. Bartels, Th. Bayrle, K. Burkhardt, R. G. Dienst, R. Girke, B. Jäger, K. Jürgen-Fischer, S. Neuenhausen, A. Rainer, G. Rühm, T. Ulrichs und J. Vennekamp. Jeder Besucher hat sich selbst in der Tapete zurechtzufinden, Linien gibt’s genug: alles in allem (denn nicht aufs Herausstellen einzelner ist’s angelegt) ein kleines Panoptikum der Malerei der Stünde, ein bissei Sammelsurium, Musterkatalog und Verkaufsmesse zugleich; die Preise: Originalpostkarte der Bundespost (unsigniert) DM 0,20 (wo gibt’s das billiger?), Collagen zwischen DM 10,— und 60,-, Ölsachen um die DM 100,—, Schreibs zu DM 3,— bis 5,— (denn nur in Büdingen gab’s was geschenkt), auch Unverkäufliches (so oder so). — Billig und wirklich für Grüße an die Verwandten in der Fremde drei Kartenserien von J. E. Wölbing (Zirkus , sechszehn Original-Offset-Gravuren zu DM 10,—), K. P. Brehmer (sechs mal Pop zu DM 5,—) und N. Jungwirth (ihm gehört der Januar siebenundsechszig in der Sachsenhäuser Laubestraße 24). Luigi Alba