Peter Hacks’ Komödie „Die Schlacht bei Lobositz“ wurde im Februar 1964 von der „neuen bühne“ an der Frankfurter Universität aufgeführt. Es war die westdeutsche Erstaufführung, ausdrücklich als solche deklariert und in allen Kritiken als solche besprochen. Die „Frankfurter Allgemeine Zeitung" meinte damals, das Stück würde ohnehin verspätet in Westdeutschland aufgegriffen.

Wolfgang Wiens führte die Regie der Frankfurter Aufführung. Wiens ist mittlerweile Dramaturg am Frankfurter „Theater am Turm“. Größter Erfolg dieser Bühne war bisher die Uraufführung der „Publikumsbeschimpfung“ von Handtke, Regie: Claus Peymann, Regieassistenz: Wiens. Peymann, Hausregisseur am „Theater am Turm“, kommt ebenfalls vom Studententheater.

Peymann hat vor einigen Wochen in Heidelberg „Die Schlacht bei Lobositz“ inszeniert, als westdeutsche Erstaufführung — wider besseres Wissen. Unisono berichtet die Presse von dieser Erstaufführung, auch die FAZ brachte eine Kritik, monierte jetzt die Verspätung allerdings nicht mehr. Lediglich die „Frankfurter Rundschau“ wies in ihrer Besprechung auf die vorangegangene Frankfurter Aufführung hin. Schitthelm, einer der Leiter der Berliner „Schaubühne am Halleschen Ufer“ bringt den begehrten Hacks gegenwärtig als Westberliner Erstaufführung. Daran erinnert, daß die Studentenbühne der Freien Universität ein Jahr zuvor dieselbe Komödie in Berlin aufgeführt hatte, erwiederte er: „Studententheater, das zählt doch nicht.“ Diese Haltung ist nicht einheitlich verbreitet. Der Suhrkamp-Verlag beispielsweise behandelt in dieser Hinsicht die Studentenbühnen wie die professionellen Theater, der Drei-MaskenVerlag, der die westdeutschen Bühnenrechte für Hacks hat, anscheinend nicht. Aber derartige Vorkommnisse sind nur ein Symptom. Das hohe Prestige, das das Studententheater in den 50er und Anfang der 60er Jahre hatte, schwindet. Die starke Konkurrenz der städtischen Bühnen, scheint unter anderem auch von einer guten Tradition des Studententheaters zu leben. K. D. Viedebantt